Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen (1997)/08

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Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen  (1997)  by B. Otorepec
Triglav - ein Symbolberg
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[ 137 ] TRIGLAV – EIN SYMBOLBERG


Božo Otorepec


Résumé


Le Triglav – une montagne symbole


Dans les sources historiques connues qui nous sont parvenues, le mot «triglav» (trois-têtes) est mentionné pour la première fois en 1320. Pour désigner le plus haut sommet des Alpes Juliennes, la dénomination est documentée à partir de 1612. En tant que symbole de la Slovénie, la montagne Triglav fut utilisée pour la première fois en 1934 sur le manteau de la Mère de Dieu de l’église de Bled par le célèbre architecte Jože Plečnik. Lors de la Deuxième Guerre mondiale, la Résistance slovène eut une montagne tricéphale stylisée dans son emblème. Depuis 1947, un symbole analogue figure dans les armoiries de la République populaire de Slovénie et, depuis 1991, une autre variante figure sur le blason de la République devenue indépendante. Ainsi, la Slovénie est-elle l’un des rares États du monde et le seul en Europe dont l’emblème national est orné de la représentation symbolique d’une montagne, d’un sommet alpin en l’occurence.


In den überlieferten und bekannten geschichtlichen Quellen wird das Wort «triglav» («Dreikopf») erstmals im Jahre 1320 erwähnt, in der Liste der Feudalherren von Podsreda (Hörberg, Untersteiermark). Das Wort ist in einer etwas verballhornten Form als trigler übermittelt. Zwei Jahre später, 1322, wird im Salzburger Urbar für Ptuj (Pettau) ein lapis Triglaw erwähnt.

Der slowenische Historiker Milko Kos (1892–1972) meinte, es handle sich um einen römischen Grabstein mit drei abgebildeten Köpfen, wie sie in Ptuj (Pettau) und Umgebung Vorkommen.[1] Der slowenische Etymologiefachmann France Bezlaj (1910–1993) führt jedoch in seinem etymologischen Wörterbuch der slowenischen Sprache[2] beim Stichwort «glava» (Kopf) auch [ 138 ]den Ausdruck «Triglav» als Bergname, Mikrotoponym und Familienname an und beruft sich dabei auf die Erwähnung des «Stein Triglaw» aus dem Jahre 1322.

Als Benennung des höchsten Berges der Julischen Alpen kommt das Wort erstmals im Jahre 1612 in der Form Terglau vor. Gut fünfzig Jahre später, im Jahre 1664, wird der höchste slowenische Berg Terglou, Terglau genannt und anderthalb Jahrzehnte später (im Jahre 1678/79) Terglou, Terklou.

Der Dramatiker, Dichter und Historiker Anton Tomaž Linhart (1756–1795) berichtet, dass die Slowenen einen «Triglav» genannten heidnischen Gott verehrt hätten. Unter den «slawisch-krainischen Göttern mit guten Eigenschaften» erwähnt er an erster Stelle: «Triglav, ein dreiköpfiger Gott, wie es der Name anzeigt, weil sie ihm die Herrschaft über Luft, Erde und Wasser zuschreiben. Ihn verehren vorzüglich im nördlichen Deutschland wohnende Slaven, wo sie ihm ansehnliche Tempel erbauet haben». Der Name der Gottheit wird im weiteren von Linhart mit dem Namen des Berges in Verbindung gebracht, den er in seiner Beschreibung als erster auch geographisch zuordnet: «Der Berg Terglav in Bohein, welcher der höchste in Krain ist, voll prachtvoller Scenen der wilden Natur, scheint von dieser Gottheit seinen Namen zu führen».[3] Sonst gibt es für den Namen des Gottes, der mit dem Trigelawus aus Pommern in Verbindung gebracht wird, in slowenischen Quellen keine Bestätigung.

Der Alpengipfel Triglav wurde bewiesenermassen am 26. August 1778 erstmals von einer Gruppe waghalsiger Abenteurer bestiegen, die von einem unter ihnen, dem Wundarzt Lovrenc Willonitzer (1747–1801), organisiert wurde. Die anderen Besteiger waren die Bergleute Matevž Kos (1744–1798) und Luka Korošec (1747–1827) und der Jäger Štefan Rožič (1739–1802). Zu dieser Besteigung wurden sie allerdings nicht nur durch einen unruhigen Geist angeregt, sondern auch durch den für den Erstbesteiger des Triglav ausgelobten Preis. Die Erstbesteiger stiegen über Velo polje und Zeleni sneg auf und erreichten den Triglavgipfel von der nordöstlichen Seite. Von Bohinj aus bestieg den Triglav als erster der slowenische Dichter und Bergsteiger Valentin Stanič (1774–1847). Der Kunstmaler Marko Pernhart zeichnete um 1861 ein prachtvolles Panorama – die Aussicht vom Triglav; der Triglav wurde offensichtlich immer attraktiver. Der Bewunderer und Freund der Julischen Alpen, Julius Kugy (1824–1871), ein Kaufmann von Triest, mütterlicherseits slowenischer Abstammung, bestieg den Triglav als erster aus dem Trenta-Tal.

Der Umriss des Triglavs kommt als heraldisches Zeichen erstmals auf dem [ 139 ]Stempel der Pfarre Bohinjska Srednja vas (Mitterdorf) vor (ein überlieferter Abdruck aus dem Jahre 1887). Als slowenisches Symbol wurde Triglav erstmals im Jahre 1934 vom weltbekannten slowenischen Architekten Jože Plečnik (1872-1957) auf dem Mantel der Muttergottes vor der Pfarrkirche in Bled verwendet. Dort ist der gekrönte zweiköpfige jugoslawische Adler mit drei Wappen abgebildet: dem serbischen Kreuz mit vier Feuerstählen, dem kroatischen mit dem Schachbrett, und zwischen den beiden in der Rolle des slowenischen Wappens der Triglav, gestaltet als Berg mit einem sechszackigen Stern über dem mittleren und höchsten Gipfel. Dasselbe Wappen hat Plečnik auch beim teilweisen Wiederaufbau seines Gebäudes der National- und Universitätsbibliothek in Ljubljana gestaltet und über den Haupteingang gesetzt, diesmal ergänzt durch zwei Wellenlinien unten, die das Meer versinnbildlichen und die er dem slowenischen Wappen entnommen hat.

Während des zweiten Weltkriegs verwendete die Slowenische Befreiungsfront (Osvobodilna fronta), eine Widerstandorganisation, die in Slowenien den bewaffneten Kampf gegen die Besatzungsmächte organisierte, ein stilisiertes Triglavsymbol als Emblem: drei Zacken, der mittlere höher, oben oder unten die Buchstaben O (für Osvobodilna) und F (für Fronta), manchmal kombiniert mit einem fünfzackigen Stern. Die Idee stammte von den Architekten Marjan Tepina (geboren 1913) und Edo Ravnikar (1913-1993). Mit diesem Graffiti bekundete die Befreiungsfront ihre Existenz.

Nach der Kapitulation von Italien im September 1943 wurde der Anschluss des slowenischen Küstenlandes an das vereinte Slowenien und Jugoslawien beschlossen. Einen Monat später wurde auf Anregung des zweiten Vorsitzenden des Volksbefreiungsrates für das Küstenland, des slowenischen Schriftstellers France Bevk (1890-1970), und des Sekretärs desselben Rates Aleš Bebler (1907-1981) diesem Symbol unter dem Triglav noch die Wellenlinie als Symbol des slowenischen Meeres hinzugefügt. Die ersten Zeichnungen des dermassen ergänzten Symbols wurden vom Kunstmaler Božidar Jakac (1899-1989) angefertigt, er verwendete sie bei seinem Entwurf der Postmarke und des Schuldscheines der dreiprozentigen Anleihe der Volksbefreiung (im Oktober 1943). Der stilisierte Triglav mit dem Meer kommt auch auf den vom Architekten Branko Simčic ausgearbeiteten Entwürfen für Zahlscheine (im September 1944) und auf den im Frühjahr 1945 in Belgrad gedruckten Zahlscheinen, deren Urheber nicht bekannt ist, vor. Auf den Entwürfen kommt die Abkürzung OF nicht mehr vor, es handelte sich ja um eine staatliche Angelegenheit und nicht mehr um eine Organisation. [ 140 ]Die Frage der endgültigen Form des Wappens stellte sich während der Vorbereitungen für die Verfassung der Volksrepublik Slowenien. Im Oktober 1946 forderte das Präsidium der slowenischen Volksregierung einige Architekten, Maler und Universitätsprofessoren auf, Entwürfe des Wappens der Republik auszuarbeiten. Gewählt wurde schliesslich die vom Architekten Branko Simcic vorgelegte Skizze. Auch in Belgrad hatte man am vorgeschlagenen Entwurf nichts auszusetzen, und das Wappen wurde am 15. Dezember 1946 in der Tagespresse veröffentlicht.

In der am 16. Januar 1947 verabschiedeten Verfassung der Volksrepublik Slowenien wurde der Wappenentwurf von Simčic in das den sowjetischen Wappen nachempfundene Wappen der Republik Slowenien sprachlich umschrieben. Artikel 3 der Verfassung lautete: «Das Staatswappen der Volksrepublik Slowenien ist ein von Weizenähren umgebenes Feld. Die Ähren sind unten mit einem Band gebunden und mit Lindenblättern veflochten. Zwischen den Ährenspitzen befindet sich ein fünfzackiger Stern. Im unteren Feldteil befinden sich drei Wellenlinien, die das Meer versinnbildlichen. Darüber erheben sich drei Konusse, wobei der mittlere höher ist, die beiden seitlichen sind gleich hoch; diese Konusse stellen den Triglav dar.» Die Wappenbeschreibung in der Verfassung aus dem Jahre 1963 erlebte nur stilistische Korrekturen, die Schilderung wurde dann unverändert in die Verfassung aus dem Jahre 1974 übernommen.

Nach dem Zerfall des jugoslawischen Staates und der Errichtung der Republik Slowenien als unabhängiger Staat wurde nach einem öffentlichen Ausschreiben im Jahre 1991 als Staatswappen das vom Bildhauer Marko Pogačnik (geboren 1944) entworfene und teilweise dem von Plečnik aus dem Jahre 1934 nachempfundene Wappen beschlossen. Pogacnik hat über dem Triglav noch die drei Sterne aus dem Wappen der Grafen von Celje/Cilli (ein Adelshaus, das für den Zeitraum 1341-1456 nachgewiesen ist und das grosse Teile des slowenischen Gebietes in Besitz hatte) und unten zwei Wellenlinien als Symbol des slowenischen Meeres. Das ganze Wappen prägte Pogacnik esoterisch. Durch die drei Sterne über dem Triglav ist das Wappen unverhältnismässig in die Höhe hochgezogen und überladen, deshalb wird an einer Neugestaltung des Wappens gearbeitet, in dem allerdings der Umriss des Berges Triglav zweifellos beibehalten werden wird. Slowenien ist somit einer der wenigen Staaten in der Welt und der einzige in Europa, in dessen Wappen die symbolische Darstellung eines Berges vorkommt - in diesem Fall des höchsten slowenischen Alpengipfels.

[ 141 ]LITERATURNACHWEIS

J. Kos, «Grb socialistične republike Slovenije (The coat of Arms of the SR of Slovenia)»,in: Arhivi, Glasilo Arhivskega društva in arhivov Slovenije VI/1-2, Ljubljana 1983, 7-14.


Anmerkungen

  1. M. Kos, Urbarji salzburške nadškofije, Urbaria archiepiscopatus Salisburgensis, Ljubljana 1939, S. 104, Anm. 47.
  2. F. Bezlaj, Etimološki slovar slovenskega jezika, Ljubljana 1976.
  3. A. Linhart, Versuch einer Geschichte von Krain und den übrigen Ländern der südlichen Slaven Österreichs, Bd. 1, Laibach 1791, 256-257.


    Stempel der Pfarre Bohinjska Srednja vas (Mitterdorf), 1887 (Archiv Sloweniens, Deželno predsedstvo Kranjske - Konvolute, Konvolut Nr 6, Schrift 2986).


    Symbol der Slowenischen Befreiungsfront während des zweiten Welt¬ krieges, 28. Oktober 1941 (Handschriftenabteilung der National- und Universitätsbibliothek in Ljubljana).

     

    Triglav als slowenisches Symbol auf dem Mantel der Muttergottes vor der Pfarrkirche in Bled, ausgearbeitet vom Architekten Jože Plečnik, 1934.

    Wappen der Volksrepublik Slowenien.