Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen (1998)/26

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Flüchtlinge und Vertriebene im Alpenraum während des Ersten Weltkrieges
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[ 339 ]FLÜCHTLINGE UND VERTRIEBENE IM ALPENRAUM WÄHREND DES ERSTEN WELTKRIEGES


Hermann J. W. Kuprian


Résumé


Réfugiés et personnes déplacées dans l'espace alpin pendant la Première Guerre mondiale


Pendant la Première Guerre mondiale, de larges parties de l’espace alpin ont été touchées directement ou indirectement par une immigration de masse d’une dimension inconnue jusque-là, et dont les répercussions politiques, économiques, sociales et mentales n’ont été que très peu étudiées jusqu’à aujourd’hui. Cependant, il est possible de montrer que cette mobilité engendrée par la guerre n’a pas seulement aggravé les problèmes latents liés à la structure multinationale de la monarchie habsbourgeoise, mais qu’elle a eu également des effets politiques tant intérieurs sur les liens entre les Länder de la nouvelle République d’Autriche qu’extérieurs sur les relations bilatérales de l’après-guerre en Europe. Même si au sein de l’espace alpin les frontières sont devenues depuis lors plus perméables, les effet psychologiques de ces migrations restent en partie tangibles de nos jours encore.


In diesem Beitrag soll im Rahmen des weitgespannten Themas «Mobilität und Grenzen im Alpenraum» überblicksartig auf einen weiteren Aspekt aufmerksam gemacht werden, der in der Historiographie bisher nur sehr marginal beachtet worden ist. Es ist die kriegsbedingte Dimension von Flucht und Vertreibung, konkret festgemacht am Beispiel der damals österreichischen Alpenländer während des Ersten Weltkrieges. Handelt es sich dabei zweifellos um ein dramatisches, offenbar unvermeidlich scheinendes Begleit[ 340 ]phänomen jeglicher kriegerischer Auseinandersetzung,[1] so war es jedenfalls gerade dieser Krieg, den George F. Kennan zurecht als «Urkatastrophe des 20.tJahrhunderts»[2] bezeichnete, der wie kein anderer zuvor in der Geschichte die grundsätzlich friedfertig motivierte Mobilität des Individuums durch eine aggressiv ausgerichtete Mobilisierung der Massen ablöste. Und in seinem Gefolge sollten sich auch die Grenzen für die Menschen mehr denn je zu einer scheinbar unüberwindlichen Barriere gestalten. Diese Abgrenzung erfolgte nicht nur nach aussen, das heisst zwischen den einzelnen Mächten und ihren Territorien, sondern allmählich immer stärker auch nach innen: einerseits bedingt durch das wachsende Misstrauen zwischen den Bürgern in der Sorge um eine Gefährdung ihrer Lebensinteressen und Lebenschancen;[3] zum anderen aufgrund der zunehmenden militärischen und ökonomischen Belastungen auch im Verhältnis zwischen den Bürgern und den staatlichen Institutionen beziehungsweise deren Repräsentanten. Speziell letzteres Problem sollte für die infolge jahrzehntelanger nationaler Auseinandersetzungen gekennzeichnete Habsburgermonarchie[4] und damit auch für die Bevölkerung des zentralen Alpen- und Voralpenraumes erhebliche, ja geradezu existentielle Bedeutung erlangen. Ihr ist daher in diesem Zusammenhang auch nachzugehen.

Bereits Jahrzehnte vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges galten bekanntlich die damals einen wesentlich grösseren Teil als heute umfassenden Alpenländer Österreichs mit wenigen Ausnahmen als eines der klassischen Auswanderungs- beziehungsweise Saisonwanderungsgebiete Europas.[5] Die Ursachen dafür sind zweifellos sehr heterogen, doch spielte der relativ geringe Grad an Industrialisierung ebenso eine wesentliche Rolle wie ein hohes Bevölkerungswachstum in Verbindung mit einer Krise der Agrarwirtschaft, verschärft infolge der weitverbreiteten Realteilung und damit Verkleinerung des bäuerlichen Besitzes. Naturgemäss führte dies zu Problemen nicht nur der Ernährung, sondern auch der Beschäftigung, so dass im Falle eines Scheiterns der kleinbäuerlichen Existenz als Ausweg meist nur die Auswanderung blieb.[6] Dieses sensible Ungleichgewicht von Überbevölkerung, landwirtschaftlicher Versorgungskrise und einer noch relativ schwach ausgeprägten verkehrstechnischen (Bahn-)Erschliessung sollte sich schliesslich in jenem Moment ganz massiv verschärfen, als die österreichischen Alpenregionen bald nach Ausbruch des Weltkrieges gleich mehrfach neuen Belastungen ausgesetzt wurden.

Zunächst aber schien sich der Krieg nur im Osten und Südosten der Mon[ 341 ]archie zu entwickeln, weit entfernt von den Alpenländern. Von Norden drohte ohnehin keine Gefahr seitens des verbündeten Deutschen Reiches, im Westen lag die neutrale Schweiz und im Süden hatte der Dreibundpartner Italien im August 1914 ebenfalls seine Neutralität erklärt. So wurde auch die erste Welle der Kriegseuphorie lediglich durch die zahlreichen Rekrutierungen von wehrfähigen Männern aus diesem Teil der Monarchie einigermassen gebremst.[7]

Sehr rasch sollte sich jedoch die ungeheure Wucht und Härte des ausgebrochenen Krieges zeigen. Als nämlich im Zuge der ersten erfolgreichen Grossoffensiven die russischen Truppen noch im August 1914 bis weit nach Galizien und in die Bukowina vordrangen, lösten sie eine gewaltige Massenflucht aus, die den umfangmässigen Rahmen der strategisch geplanten Evakuierungen bei weitem sprengte. Ein ungeordneter Strom von zehntausenden Zivilisten - in ihrer Mehrheit ältere Menschen, Frauen, Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Nationalität, Konfession und sozialen Standes - bewegte sich auf die westlichen Länder der Monarchie zu. Wohin sie sollten, wussten wohl die wenigsten, doch ihr Ziel bildeten vor allem die grösseren Städte, allen voran die Reichshauptstadt Wien, aber auch die weitgehend noch sicheren Alpenregionen sowie Böhmen und Mähren. Dort schien auch die beste Gelegenheit, entweder bei Verwandten oder Freunden unterzukommen oder eine Arbeitsgelegenheit zu finden, um sich wenigstens für die Zeit bis zur Rückkehr in die Heimat den Lebensunterhalt verdienen zu können. Für die einheimische Bevölkerung dieser Zielgebiete bedeutete dies hingegen erstmals eine direkte, unfreiwillige Konfrontation mit den unmittelbaren menschlichen Auswirkungen des Krieges. Unfreiwillig war indes auch die Mobilität der Betroffenen, ihre erzwungene Emigration, die nicht nur eine enorme psychische wie physische Belastung darstellte, sondern die sie auch sehr bald die Grenzen staatlicher Fürsorge und mitbürgerlichen Verständnisses erkennen liess.[8]

Angesichts des wachsenden Ausmasses der Flüchtlingswelle, die Ende des Jahres 1914 bereits etwa eine halbe Million Menschen erreichte - davon circa 140'000 allein in Wien,[9] das alsbald für Flüchtlinge gesperrt wurde - und die noch weiter ansteigen sollte, musste die Staatsverwaltung umgehend reagieren. Den eigentlichen Hintergrund für die einsetzende staatliche Fürsorge bildeten freilich nicht allein humanitäre Überlegungen, sondern mehr noch die Bedenken um die unkontrollierte Verbreitung und Verschleppung von Krankheiten und Seuchen,[10] um mögliche Versorgungsengpässe, um [ 342 ]übermässige Konkurrenzierung des einheimischen Arbeitsmarktes, um Preistreiberei und Wuchertum, um steigende Kriminalität und Spionagegefahr sowie um mögliche aufbrechende nationale Konflikte und um die Beunruhigung der Bevölkerung durch die Verbreitung von Nachrichten aus den Kriegsgebieten. In rascher Folge wurde ein zentralisiertes Verteilungs- und Versorgungssystem entwickelt, das im wesentlichen aus einer Mischung von Naturalverpflegung in eilig errichteten Barackenlagern und der Zuweisung an verschiedene Aufenthaltsgemeinden bei gleichzeitiger finanzieller Unterstützung bestand. All diese Massnahmen mussten jedoch stets mit Rücksicht auf die operativen Planungen der Militärs erfolgen. Und die sahen vor, keinesfalls Flüchtlinge im engeren und grosszügig bemessenen weiteren Kriegsgebiet oder auch nur in der Nähe von Hauptverkehrslinien und militärisch wie kriegsindustriell wichtigen Anlagen unterzubringen. Allgemeine Ausweispflicht und Passzwänge für diese Bereiche trugen das übrige dazu bei, um auch die inneren Grenzen des Habsburgerreiches allmählich zu einer beinahe unüberwindlichen Barriere zu machen.[11]

Die Konsequenzen dieser Entwicklung lagen auf der Hand: Den österreichischen Verwaltungsbehörden stand in der Folge nur ein äusserst eingeschränktes Gebiet für die Unterbringung hunderttausender Kriegsflüchtlinge im Hinterland zur Verfügung, obwohl das politische System der Monarchie seit 1867 seinen Staatsbürgern trotz aller absolutistischen Machtansprüche die Freizügigkeit der räumlichen Mobilität garantierte.[12] In weiterer Folge bedeutete dies, dass aufgrund der enormen Konzentration derart unterschiedlicher ethnischer und sozialer Gruppen weitere politisch-national sowie ökonomisch motivierte Konflikte zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Migranten[13] vorprogrammiert waren.

Ihre Lebenssituation liess den Kriegsflüchtlingen jedoch keine andere Wahl, als im Falle ihrer Mittellosigkeit - und dies betraf mit Fortdauer des Krieges die meisten von ihnen - sich der staatlichen Fürsorge zu unterstellen und damit entweder einem der ebenso verhassten wie gefürchteten Barackenlager oder aber einer bestimmten Aufenthaltsgemeinde zugewiesen zu werden, die sie nur unter gleichzeitigem Verlust der finanziellen staatlichen Unterstützung «freiwillig» verlassen durften. Entstanden die ersten grossen Flüchtlingslager im böhmischen und mährischen Raum, etwa in Nikolsburg, Pohrlitz und Gaya (Mähren) oder in Chotzen (Böhmen), so rückten weitere Bauten wie etwa in Bruck an der Leitha, in Pottendorf, Mitterndorf (Niederösterreich), in Gmünd (Oberösterreich), in Wolfsberg (Kärnten), Wagna [ 343 ]b. Leibnitz (Steiermark), Braunau am Inn (Oberösterreich) und schliesslich in Grödig bei Salzburg immer näher an den österreichischen Alpenraum heran, der auf diese Weise gleichsam zu einem staatlich verordneten Einwanderungsgebiet geworden war, und dessen Gesellschaft solche Veränderungen als Bedrohung ihres Lebensraumes empfand, auf die sie nicht selten radikal reagierte.

Die österreichische Bürokratie suchte unterdessen derartigen gesellschaftlichen Konflikten durch eine möglichst neutrale Position vorzubauen und vermittelnd zu wirken. In zahllosen amtlichen Aufrufen warb sie unter Hinweis auf die schwierige Gesamtlage des Staates und auf die notwendige patriotische Gesinnung sowohl bei der ortsansässigen Bevölkerung wie bei den Flüchtlingen um beiderseitiges Verständnis für die jeweilige Situation.[14]

Auch gemeinsame kulturelle Aktivitäten und Arbeitseinsätze sollten gegenseitige Vorurteile abbauen helfen. Doch die Entfremdung der einzelnen Nationalitäten des Habsburgerreiches war bereits zu weit fortgeschritten, um über einen längeren Zeitraum in einer derart angespannten Situation das anfängliche Solidaritäts- und Mitleidgefühl am Leben erhalten zu können.

Mit zunehmender Verschlechterung der ökonomischen Ressourcen und der wachsenden Lebensmittelknappheit verstärkten sich nämlich die ohnehin latent vorhandenen Vorbehalte gegenüber den als «Fremde im eigenen Land» empfundenen Migranten, die sich jedoch ihres traurigen Schicksals zunehmend bewusst wurden und durchaus zu Recht immer nachdrücklicher ihre staatsbürgerlichen Rechte einforderten. Die einheimische Bevölkerung aber hatte darüber inzwischen sichtlich vergessen, dass sich zu Beginn des Krieges noch durchaus einträgliche Geschäfte aus Zulieferverträgen etwa für die Lager oder aber aus Mieteinnahmen und Lebensmittelverkäufen mit den zuströmenden Flüchtlingen machen liessen. Sie baute gegenüber den immer pauschaler als Fremdlinge, Eindringlinge, Schmarotzer und Preistreiber abqualifizierten Flüchtlingen[15] verstärkt eine neue, eine mentale Grenze auf, um nicht zuletzt über eine solchermassen negativ besetzte Abwehrhaltung zu einem neuen Identitätsbewusstsein zu gelangen.[16]

Eine weitere Verschärfung erfuhr dieses Problem in jenem Moment, als im Mai 1915 Italien in den Krieg eintrat. Nicht nur deshalb, weil dadurch beinahe der gesamte südliche Alpenraum zum unmittelbaren Kriegsschauplatz wurde, sondern weil dessen ethnische Konstellation einige Brisanz in sich barg. Der mehrheitlich italienischen und slawischen Bevölkerung dieser Gebiete standen nämlich sowohl die österreichischen Behörden wie die [ 344 ]deutsche Bevölkerung der Alpenländer im Falle eines militärischen Konfliktes mit Italien mit erheblichen Misstrauen gegenüber. Dieses geringe Vertrauen in deren staatsloyale Haltung, über Jahrzehnte gewachsen und aufgestaut im politischen Klima des Nationalismus, entfaltete schliesslich mit Ausbruch des Krieges in den Alpen seine volle Wirkung. Wohl erwies es sich im Hinblick auf die schwierigen alpinen Geländestrukturen und die Exponiertheit der Wohngebiete in der Tat als notwendig, die Zivilbevölkerung des Frontgebietes vermehrt vor feindlichen Angriffen zu schützen, doch die österreichische Militärverwaltung ging mehr aus panischer Furcht vor irredentistisch motivierten Anschlägen denn aus strategischen Überlegungen sogleich daran, ganze Landstriche des adriatischen Küstenlandes und des heutigen Trentino radikal zu entvölkern.[17]

Die Folgen waren absehbar: Das gesamte zivile Leben wie die landwirtschaftliche Produktion standen weitgehend still und eine neuerliche Flüchtlingswelle begann sich entlang der Alpentäler auf das Hinterland zuzubewegen. Schon im Vorfeld hatte jedoch angesichts der angespannten Versorgungslage des nördlichen Alpenraumes sowie mit Rücksicht auf die Stimmung der deutschen Bevölkerung der damalige Statthalter von Tirol und Vorarlberg, Friedrich Graf Toggenburg, die Wiener Zentralverwaltung davor gewarnt, dass sie «[...] für den Fall einer uns feindlichen Intervention Italiens Ausbrüche allgemeiner Erbitterung und vielfach fanatischen Hasses gegen alles, was italienisch ist, befürchten lässt und dass daher die Einzelunterbringung der unwillkommenen Mitesser in den Gemeinden und die Sorge für deren persönliche Sicherheit auf grösste Schwierigkeiten stossen müsste».[18] Nachdem auch die Armeekommandanten aus taktischen und operativen Gründen möglichst grosse Teile des alpinen Hinterlandes von zusätzlichen Belastungen der Nachschublinien freihalten wollten, verblieb den betroffenen Flüchtlingen in ihrer Mehrheit kaum eine andere Alternative, als sich in die staatlicherseits bereits festgelegten Unterbringungsgebiete Böhmens, Mährens, Ober- und Niederösterreichs sowie der Steiermark und Salzburgs einweisen zu lassen.

Betraf dieses Schicksal weitere insgesamt ca. 150’000 Flüchtlinge aus den südlichen Grenzgebieten der Habsburgermonarchie, so erhöhte sich damit die Gesamtzahl der Kriegsflüchtlinge bis Mitte 1915 auf den Höchststand von etwa einer Million.[19] Es schien alsbald klar zu werden, dass allein infolge dieser zahlenmässigen Dimension das gesellschaftliche Gefüge des betroffenen Alpenraumes ins Wanken zu geraten drohte. Denn trotz des ste[ 345 ]tigen Bemühens der österreichischen Regierung um einen Ausbau der Fürsorgeaktivitäten, trotz einer rechtlichen Verankerung des Flüchtlingsschutzes[20] und trotz garantierter Zusagen für eine Hilfeleistung auch nach der Rückkehr in die Heimat waren bald auch die ökonomischen Kapazitäten des Staates weitgehend erschöpft. Die Versprechen waren nicht mehr einzulösen und die Allmacht des absolutistischen Obrigkeitsstaates versagte zusehends überall da, wo es Übergriffe der einheimischen Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen zu verhindern galt. Das Problem hatte zudem inzwischen insofern eine Eigendynamik angenommen, als das ursprüngliche Lagersystem zwar nicht vollständig aufgegeben wurde, aber die Regierung immer häufiger dazu überging, den Flüchtlingen verschiedene Aufenthaltsgemeinden zuzuweisen, wo sie sich mit einem jeweils 14tägig vorausbezahlten, angesichts der rasch steigenden Kriegsinflation allerdings viel zu gering bemessenen Unterstützungsbeitrag selbst zu versorgen hatten.[21]

Diese Variante bot ihnen in der Folge zwar einen grösseren individuellen Freiraum, doch waren sie dadurch gleichzeitig in wesentlich höherem Masse den zunehmenden Anfeindungen der einheimischen Bevölkerung ausgesetzt.[22] Auch das Mitgefühl war selten geworden, und die lange Dauer der Zwangsmigration machte es selbst denjenigen unter den Flüchtlingen zunehmend schwerer, die noch immer loyal an die Existenzfähigkeit der multinationalen Monarchie glaubten. Mussten doch auch sie erkennen, dass die Realität inzwischen weit entfernt war vom lange krampfhaft aufrechterhaltenen Mythos, dass die Österreicher als Bürger des Vielvölkerstaates besonders für das Verständnis anderer Völker geeignet wären.[23]

All die positiven und wohl überwiegend negativen individuellen Erfahrungen und Wahrnehmungen hingegen, welche die Flüchtlinge mit einer überforderten Bürokratie, mit der Exekutive, mit den Lagerverwaltungen, den politischen Vertretern oder aber mit der einheimischen Bevölkerung gemacht hatten, nahmen sie indes nach dem Zusammenbruch der Habsburger monarchie im Herbst 1918 in die «neue Heimat» mit..[24] Und sie sollten es ihnen zumindest erleichtern, jene neuen staatlichen Grenzen zu akzeptieren, die nach dem Ersten Weltkrieg im Zuge der staatlichen Neuordnung Mitteleuropas nicht nur im Alpenraum am grünen Tisch der grossen Politik gezogen wurden. Für die Flüchtlinge aus den ehemals südlichen Alpenbereichen der Monarchie, allen voran für die italienischen, eröffnete sich nach Kriegsende im Vergleich zu ihren zahlreichen Leidensgenossen aus den ehemaligen Ostgebieten zumindest die psychologisch nicht zu unter[ 346 ]schätzende positive Perspektive, in ein politisch, ethnisch wie wirtschaftlich stabileres und von einer Siegermacht getragenes Gebiet zurückkehren zu können. Diejenigen ca. 20’000-25’000 Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina aber - es handelte sich vorwiegend um Menschen jüdischer Herkunft -, die aus politischen oder ökonomischen Gründen nicht mehr in ihre alte Heimat zurückkehren wollten oder konnten, mussten weiterhin die Folgen jener inneren, mentalen und gesellschaftlichen Grenzen ertragen, die der Krieg so massiv gezogen hatte. Gleichsam in Vertretung der grossen Masse der in die neuen Nationalstaaten heimgekehrten Migranten wurden sie nämlich von der einheimischen Bevölkerung der neuen Republik nicht nur wesentlich für die militärische Niederlage und damit für den Verlust der Grossmachtposition Österreichs verantwortlich gemacht, sondern auch für die schlechte wirtschaftliche Nachkriegssituation. Ihnen drohte deshalb die Zwangsausweisung aus ihrer neuen Heimat zurück in ihre alte Heimat, aus der sie nur wenige Jahre zuvor vertrieben worden waren.[25] Ihre zahlenmässige Konzentration auf Wien bestärkte wiederum die traditionell konservativ ausgerichteten westlichen Alpenländer Österreichs in ihrer politisch motivierten Abneigung gegen die vermeintlich von Sozialisten, Juden und anderen Fremden beherrschte Hauptstadt. Dieser Konflikt kulminierte schliesslich in den separatistischen Anschlussabstimmungen Vorarlbergs, Tirols und Salzburgs von 1920 beziehungsweise 1921. Während sich Vorarlberg der Schweiz anzuschliessen versuchte,[26] die jedoch - in Sorge um eine Verschiebung ihres ethnischen und konfessionellen Gleichgewichtes - ablehnte, votierten Tirol und Salzburg mit beinahe lOOprozentiger Mehrheit für einen Anschluss an Deutschland. Freilich lagen die Gründe speziell der Tiroler Abstimmung von 1921 nicht allein in der Ablehnung der Zentrale Wien, sondern ebenso in der allgemeinen Enttäuschung über den Verlust Deutschsüdtirols, der als eine weitere Bruchlinie in der Gesellschaft des Alpenraumes empfunden wurde.[27]

Abschliessend seien deshalb im Rekurs auf die eingangs erwähnte Themenstellung noch einmal folgende Punkte thesenartig festgehalten:

- Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden wesentliche Teile des Alpen- und Voralpenraumes vom Auswanderungs- zum Einwanderungs- und Versorgungsgebiet für die aus ihrer Heimat vertriebenen zivilen Opfer dieses Konfliktes.

- Die durch verschiedene, teils rigoros gehandhabte Kriegsmassnahmen erzwungene ethnische Umverteilung und Migration führte unter dem [ 347 ]Druck der ökonomischen Verhältnisse zu einem massiven Aufbrechen nationaler, sozialer und kultureller Gegensätze besonders zwischen der Bevölkerung dieser Teile der Habsburgermonarchie einerseits und den Flüchtlingen aus den Ostgebieten andererseits, aber auch zwischen den Bewohnern des südlichen, südöstlichen und nördlichen Alpenraumes.

- Die enorme Dimension des Flüchtlingsproblems stellte die völlig unvorbereitete Verwaltung der Habsburgermonarchie vor eine beinahe unlösbare Aufgabe und erschöpfte die wirtschaftlichen Kapazitäten des Staates bis an den Rand seiner Existenz.

- Die direkte menschliche Konfrontation zwischen den unterschiedlichen Kulturkreisen führte insbesondere bei der einheimischen Bevölkerung der Unterbringungsgebiete mehr zu einer inneren Abgrenzung als zu einer Öffnung gegenüber den Flüchtlingen. Das führte zu einer negativ besetzten Identitätsbildung, die sich bis weit in die Nachkriegszeit in Form von Fremdenfeindlichkeit und verstärktem Antisemitismus auswirken sollte.

- Schliesslich nahmen die Kriegsflüchtlinge die Erfahrungen, die sie während ihrer erzwungenen Kriegsmigration gemacht hatten, mit in ihre neue Heimat und prägten dort als Teil der öffentlichen Meinung in einem nicht zu unterschätzenden Ausmass das Bild von den jeweils anderen Nationen und Völkern Europas. Die Folgen davon sind zum Teil auch heute noch spürbar.[28]


Anmerkungen

1 Zur Diskussion um die Geschichte des Krieges als eine gleichzeitige Geschichte der menschlichen Zivilisation siehe zuletzt John Keegan, Die Kultur des Krieges, Berlin 1995. Vgl. auch Franz Nuscheler, Nirgendwo zu Hause. Menschen auf der Flucht, München 1984, S. 28-30.

2 George F. Kennan, Bismarcks europäisches System in der Auflösung. Die französischrussische Annäherung 1875-1890, Frankfurt 1981, S. 12. Vgl. auch Ernst Schulin, «Die Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts», in: Wolfgang Michalka (Flg.), Der Erste Weltkrieg. Wirkung. Wahrnehmung. Analyse. München 1994, S. 3-27.

3 Vgl. Ralf Dahrendorf, Lebenschancen. Anläufe zur sozialen und politischen Theorie. Frankfurt a. M. 1979.

4 Ausführlich über die einzelnen Nationalitäten bzw. zum Gesamtproblem siehe Die Habsburgermonarchie 1848-1918. Bd. 3,Teil 1 und 2: Die Völker des Reiches, hg. v. Adam Wandruszka, Peter Urbanitsch, Wien 1980. Zuletzt auch Flelmut Rumpler, Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatszerfall in der Habsburgermonarchie. Österreichische Geschichte 1804-1914, hg. v. Flerwig Wolfram, Wien 1997; Ernst Flanisch, Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert. Österreichische Geschichte 1890-1990, hg. v. Flerwig Wolfram, Wien 1994. [ 348 ]5 Vgl. Hans Chmelar, Höhepunkte der österreichischen Auswanderung. Die Auswanderung aus den im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern in den Jahren 1905-1914. Studien zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie XIV, Wien 1974, bes. S. 20-66 und S. lll-116;Traude Horvath, Gerda Neyer (Hg.), Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien 1996. Eine Regionalstudie zum zentralen Alpenraum bietet der Sammelband von Karl Heinz Burmeister, Robert Rollinger (Hg.). Auswanderung aus dem Trentino - Einwanderung nach Vorarlberg. Die Geschichte einer Migrationsbewegung mit besonderer Berücksichtigung der Zeit von 1870/ 80 bis 1919. Sigmaringen 1995. Vgl. auch Otto Uhlig, Die Schwabenkinder aus Tirol und Vorarlberg. 2. Aufl. Innsbruck 1983; Michael John, «Fremde Heimat Oberösterreich: Die italienischen Ziegelarbeiter - ein vergessenes Erbe der Monarchie», in: Oberösterreichische Heimatblätter 49/4, 1995, S. 310-321.

6 Vgl. Heinz Fassmann, «Auswanderung aus der österreichisch-ungarischen Monarchie 1869-1910», in: Traude Horvath, Gerda Neyer (Hg.), Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien 1996, S. 33-55, hier S. 47 ff.

7 Vgl. Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der Weltkrieg. Graz 1993, bes. S. 103-121.

8 Vgl. Hermann J. W. Kuprian, «Flüchtlinge, Evakuierte und die staatliche Fürsorge», in: Klaus Eisterer, Rolf Steininger (Hg.), Tirol und der Erste Weltkrieg. Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 12, Innsbruck 1995, S. 277-305; Walter Mentzel, «Weltkriegs-flüchtlinge in Cisleithanien 1914-1918», in: Gernot Heiss, Oliver Rathkolb (Hg.), Asyland Widerwillen. Flüchtlinge in Österreich im europäischen Kontext seit 1914, Nexoiienlichungen des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Geschichte und Gesellschaft 25,Wien 1995, S. 17-44.

9 Vgl. Beatrix Hoffmann-Holter, «Abreisendmachung». Jüdische Kriegsflüchtlinge in Wien 1914 bis 1923. Wien 1995.

10 Vgl. Elisabeth Dietrich, «Der andere Tod. Seuchen, Volkskrankheiten und Gesundheitswesen im Ersten Weltkrieg», in: Eisterer/Steininger (wie Anm. 8), S. 255-276.

11 Vgl. Kuprian (wie Anm. 8), S. 282 f.

12 Vgl. Fassmann (wie Anm. 6), S. 47 f.

13 Allgemein zum Migrationsproblem vgl. Annette Treibel, Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von Einwanderung und Gastarbeit, Weinheim 1990.

14 Erlass vom 15. 4. 1915, Staatsarchiv Wien, Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA), Ministerium des Innern (MdI), Allgemein 19, ZI. 16119/1915.

15 Vgl. dazu die gesammelten Eingaben des Ministers für Galizien v. Morawski über Beschwerden im Verhalten der Bevölkerung und von Behörden gegenüber den galizischen Flüchtlingen vom 20. 6. 1915, AVA, Mdl-Präs. 22/NÖ, ZI. 13241/1915.

16 Vgl. Hermann J. W. Kuprian, «Siamo sfuggiti all’orso ed abbiamo incontrato il leone». I profughi della Galizia e della Bucovina nella prima guerra mondiale, in: Sui campi di Galizia (1914-1917). Gli italiani d’Austria e il fronte orientale: uomini.popoli.culture nella guerra europea, a cura di Gianluigi Fait, Materiali di lavoro, Rovereto 1997, S. 191-206.

17 Gerd Pircher, Militär. Verwaltung und Politik in Tirol im Ersten Weltkrieg. Innsbruck 1995, S. 58-75.

18 Toggenburg an das Ministerium des Innern vom 14. 3. 1915, ZI. 1193/1 prs., AVA, Mdl-Präs. 19/3, ZI. 5767/1915.

19 Vgl. Kuprian (wie Anm. 8), S. 286.

20 Gesetz vom 31.12.1917 betreffend den Schutz der Kriegsflüchtlinge, Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 15 ex 1918.

21 Der Unterstützungsbeitrag betrug anfänglich 70 Heller pro Kopf und Tag und erhöhte sich bis Ende des Krieges auf 2 Kronen. Vgl. Erlass vom 23. 7. 1917, AVA, Mdl-allg. 19, ZI. 45249/1917; Staatliche Flüchtlingsfürsorge im Kriege 1914/15. hg. v. k. k. Ministerium des Innern, Wien 1915, S. 9 ff. [ 349 ]22 Vgl. Beatrix Hoffmann-Holter, «Jüdische Kriegsflüchtlinge in Wien», in: Heiss/Rathkolb (wie Anm. 8), S. 45-59, hier bes. S. 51 ff.

23 Vgl. Heiss/Rathkolb (wie Anm. 8), S. 7.

24 Einige Beispiele dafür bieten Diego Leoni, Camillo Zadra (Hg.), La cittä di legno. Profughi trentini in Austria (1915-1918), Materiali di lavoro, Trento 1981; Mario Eichta, Braunau 1915-1918. I profughi di Lavarone, Cremona 1996, S. 104-126.

25 Vgl. Margarete Grandner, «Staatsbürger und Ausländer. Zum Umgang Österreichs mit den jüdischen Flüchtlingen nach 1918», in: Heiss/Rathkolb (Hg.), Asylland wider Willen (wie Anm. 8), S. 60-85; Gernot Heiss, «Ausländer, Flüchtlinge, Bolschewiken: Aufenthalt und Asyl 1918-1933», in: Heiss/Rathkolb (wie Anm. 8), S. 86-108; Hoffmann-Holter (wie Anm. 9), S. 141-282.

26 Vgl. Werner Dreier, «Vorarlberg und die Anschlussfrage», in:Thomas Albrich et al. (Hg.), Tirol und der Anschluss. Voraussetzungen - Entwicklungen - Rahmenbedingungen 1918-1938. Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 3, Innsbruck 1988, S. 183-220.

27 Vgl. Richard Schober, Die Tiroler Frage auf der Friedenskonferenz von Saint Germain. Schlern-Schriften 270, Innsbruck 1982; Hermann J. W. Kuprian, «Tirol und die Anschlussfrage 1918 bis 1921», in: Albrich (wie Anm. 26), S. 43-74.

28 Vgl. Claus Gatterer, Erbfeindschaft Italien-Österreich. Wien 1972, bes. S. 199-213.

  1. 1 Zur Diskussion um die Geschichte des Krieges als eine gleichzeitige Geschichte der menschlichen Zivilisation siehe zuletzt John Keegan, Die Kultur des Krieges, Berlin 1995. Vgl. auch Franz Nuscheler, Nirgendwo zu Hause. Menschen auf der Flucht, München 1984, S. 28-30.
  2. 2 George F. Kennan, Bismarcks europäisches System in der Auflösung. Die französischrussische Annäherung 1875-1890, Frankfurt 1981, S. 12. Vgl. auch Ernst Schulin, «Die Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts», in: Wolfgang Michalka (Flg.), Der Erste Weltkrieg. Wirkung. Wahrnehmung. Analyse. München 1994, S. 3-27.
  3. 3 Vgl. Ralf Dahrendorf, Lebenschancen. Anläufe zur sozialen und politischen Theorie. Frankfurt a. M. 1979.
  4. 4 Ausführlich über die einzelnen Nationalitäten bzw. zum Gesamtproblem siehe Die Habsburgermonarchie 1848-1918. Bd. 3,Teil 1 und 2: Die Völker des Reiches, hg. v. Adam Wandruszka, Peter Urbanitsch, Wien 1980. Zuletzt auch Flelmut Rumpler, Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatszerfall in der Habsburgermonarchie. Österreichische Geschichte 1804-1914, hg. v. Flerwig Wolfram, Wien 1997; Ernst Flanisch, Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert. Österreichische Geschichte 1890-1990, hg. v. Flerwig Wolfram, Wien 1994.
  5. 5 Vgl. Hans Chmelar, Höhepunkte der österreichischen Auswanderung. Die Auswanderung aus den im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern in den Jahren 1905-1914. Studien zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie XIV, Wien 1974, bes. S. 20-66 und S. lll-116;Traude Horvath, Gerda Neyer (Hg.), Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien 1996. Eine Regionalstudie zum zentralen Alpenraum bietet der Sammelband von Karl Heinz Burmeister, Robert Rollinger (Hg.). Auswanderung aus dem Trentino - Einwanderung nach Vorarlberg. Die Geschichte einer Migrationsbewegung mit besonderer Berücksichtigung der Zeit von 1870/ 80 bis 1919. Sigmaringen 1995. Vgl. auch Otto Uhlig, Die Schwabenkinder aus Tirol und Vorarlberg. 2. Aufl. Innsbruck 1983; Michael John, «Fremde Heimat Oberösterreich: Die italienischen Ziegelarbeiter - ein vergessenes Erbe der Monarchie», in: Oberösterreichische Heimatblätter 49/4, 1995, S. 310-321.
  6. 6 Vgl. Heinz Fassmann, «Auswanderung aus der österreichisch-ungarischen Monarchie 1869-1910», in: Traude Horvath, Gerda Neyer (Hg.), Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien 1996, S. 33-55, hier S. 47 ff.
  7. 7 Vgl. Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der Weltkrieg. Graz 1993, bes. S. 103-121.
  8. 8 Vgl. Hermann J. W. Kuprian, «Flüchtlinge, Evakuierte und die staatliche Fürsorge», in: Klaus Eisterer, Rolf Steininger (Hg.), Tirol und der Erste Weltkrieg. Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 12, Innsbruck 1995, S. 277-305; Walter Mentzel, «Weltkriegs-flüchtlinge in Cisleithanien 1914-1918», in: Gernot Heiss, Oliver Rathkolb (Hg.), Asyland Widerwillen. Flüchtlinge in Österreich im europäischen Kontext seit 1914, Nexoiienlichungen des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Geschichte und Gesellschaft 25,Wien 1995, S. 17-44.
  9. 9 Vgl. Beatrix Hoffmann-Holter, «Abreisendmachung». Jüdische Kriegsflüchtlinge in Wien 1914 bis 1923. Wien 1995.
  10. 10 Vgl. Elisabeth Dietrich, «Der andere Tod. Seuchen, Volkskrankheiten und Gesundheitswesen im Ersten Weltkrieg», in: Eisterer/Steininger (wie Anm. 8), S. 255-276.
  11. 11 Vgl. Kuprian (wie Anm. 8), S. 282 f.
  12. 12 Vgl. Fassmann (wie Anm. 6), S. 47 f.
  13. 13 Allgemein zum Migrationsproblem vgl. Annette Treibel, Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von Einwanderung und Gastarbeit, Weinheim 1990.
  14. 14 Erlass vom 15. 4. 1915, Staatsarchiv Wien, Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA), Ministerium des Innern (MdI), Allgemein 19, ZI. 16119/1915.
  15. 15 Vgl. dazu die gesammelten Eingaben des Ministers für Galizien v. Morawski über Beschwerden im Verhalten der Bevölkerung und von Behörden gegenüber den galizischen Flüchtlingen vom 20. 6. 1915, AVA, Mdl-Präs. 22/NÖ, ZI. 13241/1915.
  16. 16 Vgl. Hermann J. W. Kuprian, «Siamo sfuggiti all’orso ed abbiamo incontrato il leone». I profughi della Galizia e della Bucovina nella prima guerra mondiale, in: Sui campi di Galizia (1914-1917). Gli italiani d’Austria e il fronte orientale: uomini.popoli.culture nella guerra europea, a cura di Gianluigi Fait, Materiali di lavoro, Rovereto 1997, S. 191-206.
  17. 17 Gerd Pircher, Militär. Verwaltung und Politik in Tirol im Ersten Weltkrieg. Innsbruck 1995, S. 58-75.
  18. 18 Toggenburg an das Ministerium des Innern vom 14. 3. 1915, ZI. 1193/1 prs., AVA, Mdl-Präs. 19/3, ZI. 5767/1915.
  19. 19 Vgl. Kuprian (wie Anm. 8), S. 286.
  20. 20 Gesetz vom 31.12.1917 betreffend den Schutz der Kriegsflüchtlinge, Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 15 ex 1918.
  21. 21 Der Unterstützungsbeitrag betrug anfänglich 70 Heller pro Kopf und Tag und erhöhte sich bis Ende des Krieges auf 2 Kronen. Vgl. Erlass vom 23. 7. 1917, AVA, Mdl-allg. 19, ZI. 45249/1917; Staatliche Flüchtlingsfürsorge im Kriege 1914/15. hg. v. k. k. Ministerium des Innern, Wien 1915, S. 9 ff.
  22. 22 Vgl. Beatrix Hoffmann-Holter, «Jüdische Kriegsflüchtlinge in Wien», in: Heiss/Rathkolb (wie Anm. 8), S. 45-59, hier bes. S. 51 ff.
  23. 23 Vgl. Heiss/Rathkolb (wie Anm. 8), S. 7.
  24. 24 Einige Beispiele dafür bieten Diego Leoni, Camillo Zadra (Hg.), La cittä di legno. Profughi trentini in Austria (1915-1918), Materiali di lavoro, Trento 1981; Mario Eichta, Braunau 1915-1918. I profughi di Lavarone, Cremona 1996, S. 104-126.
  25. 25 Vgl. Margarete Grandner, «Staatsbürger und Ausländer. Zum Umgang Österreichs mit den jüdischen Flüchtlingen nach 1918», in: Heiss/Rathkolb (Hg.), Asylland wider Willen (wie Anm. 8), S. 60-85; Gernot Heiss, «Ausländer, Flüchtlinge, Bolschewiken: Aufenthalt und Asyl 1918-1933», in: Heiss/Rathkolb (wie Anm. 8), S. 86-108; Hoffmann-Holter (wie Anm. 9), S. 141-282.
  26. 26 Vgl. Werner Dreier, «Vorarlberg und die Anschlussfrage», in:Thomas Albrich et al. (Hg.), Tirol und der Anschluss. Voraussetzungen - Entwicklungen - Rahmenbedingungen 1918-1938. Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 3, Innsbruck 1988, S. 183-220.
  27. 27 Vgl. Richard Schober, Die Tiroler Frage auf der Friedenskonferenz von Saint Germain. Schlern-Schriften 270, Innsbruck 1982; Hermann J. W. Kuprian, «Tirol und die Anschlussfrage 1918 bis 1921», in: Albrich (wie Anm. 26), S. 43-74.
  28. 28 Vgl. Claus Gatterer, Erbfeindschaft Italien-Österreich. Wien 1972, bes. S. 199-213.