Page:Zum Glagolita Clozianus.djvu/11

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Dr. Franz Miklosich

Savil v. 882, Ἐν θαυμάτων εἰς θαύματα herrührende Schluss nicht ganz verständlich ist. Dagegen ist es unzweifelhaft, dass der Text von Zeile 161 an bei Kopitar eine Fortsetzung des hier mitgetheilten Textes ist; der Anfang dieser Homilie lautet Ἐβουλόμην, ἀγαπητοὶ, τῆς χατὰ τὸν πατριάρχην πάλιν ὑποθέσεως ἅφασθαι, wonach Kopitar's Angabe VII zu berichtigen.

III. Aus Kopitar's Aus gabe des Glagolita Clozianus V ist bekannt, dass dieses Denkmal zwischen 1487 und 1500 von Lucas de Reynaldis (presbyter veglensis dioeceseos, qui habuit a magnifico domino Johanne de Frangipanibus, domino insulae praefatae Veglae) dem Marquardus Breisacher (miles et tunc temporis caesareus orator et pacis inter illustrissimum dominum Sigismundum archiducem Austriae ex una, et illustrissimum Venetiarum dominum partium ex altera confector) geschenkt wurde, dass nach Breisacher's Tod, 1509, das Schloss Maria Stein (bei Kufstein in Tirol) mit dem Archive und mit diesem Denkmal in den Besitz des Grafen Schurff kam und dass gegenwärtig Schloss und Archiv Eigenthum des Grafen Paris Cloz in Trient ist.

IV. Über das Miscellanheft, in welchem die hier mitgetheilten zwei Blätter enthalten sind, verdanke ich meinem verehrten Collegen Prof. Dr. Albert Jäger folgende Aufklärung: „In der nach dem Tode des Appellationspräsidenten Alois Andreas Freiherrn von Dipauli schon vor Jahren für das Ferdinandeum in Innsbruck erworbenen „Bibliotheca Tirolensis“, einer reichhaltigen aus handschriftlichen und gedruckten Werken bestehenden Quellensammlung für die Geschichte Tirols (circa 1400 Bände) befindet sich unter anderen ein Band in Kleinfolio, welcher eine Menge Schriftstücke aus den verschiedensten Zeiten des Mittelalters enthält, ohne inneren Zusammenhang, manche blos Fragmente bietend. Man könnte den Band eine Sammlung „Monumenta graphica“ nennen. So viel ich mich erinnere aus dem Munde des Freiherrn von Dipauli gehört zu haben, wurde dieser Band von dem berühmten Geschichtsforscher Resch, dem Verfasser der „Annales ecelesiae Sabionensis nune Brixiensis“ aus zum Theile weggeworfenen, zum Theile von Bücherdeckeln abgelösten Schriftstücken des Mittelalters zusammengetragen. Resch scheint die Absicht gehabt zu haben, zum Zwecke des Unterrichtes in der Palaeographie für seine Schüler Leseübungsstücke zu sammeln: bekanntlich war dieser Unterricht nicht ohne Erfolg, indem aus der Schule Resch’ens Männer hervorgingen, die sich durch Beleuchtung und Bearbeitung der Geschichte Tirol’s verdient gemacht haben, z.B. derCanonicus von Mayrhofen, Verfasser eines genealogischen handschriftlich vorhandenen Werkes, Rossbüchler, Huber, Sinnacher. In diesem Bande befanden sich nun auch die zwei Blätter mit glagolitischer Schrift, ohne Zusammenhang weder mit vorangehenden noch nachfolgenden, wie so viele andere in demselben vorhandene Schriftstücke. Wahrscheinlich fand Resch diese Blätter in dem bischöflichen Archive zu Brixen, oder sie kamen sonst irgendwo auf ihrem Irrwege in seine Hände.“

V. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein diesen Fund wissenschaftlich auszubeuten, dennoch will ich auf einen Punct aufmerksam machen. Einige der ältesten Denkmäler der slavischen Kirchensprache habe ich altslovenisch κατʹ ἐξοχὴν genannt, da ich gefunden zu haben glaubte, dass sich dieselben von den späteren gleichfalls bei dem slovenischen Volksstamme entstandenen namentlich dadurch unterscheiden, dass in den letztern die nasalen Vocale ѧ und ѫ mit einander verwechselt werden. So lese ich in einer mir gehörigen Handschrift (повѣсти свѧтыхь старьць) aus dem XIII. Jahrhundert, fol. 30, a. b: ѫ (ѭ) für ѩ; стоѫщь für стоѭщь; ѭти für ѩти; ѧ (ѩ) für ѭ; поустынѧ sg. acc. für поустынѭ; молѧ für молѭ; прьвѫѧ für прьвѫѭ. Die Richtigkeit der Behauptung, diese Verwechselung finde sich nur in