Page:Zum Glagolita Clozianus.djvu/12

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den späteren Denkmälern, und daher auch die Statthaftigkeit der Unterscheidung ward in Abrede gestellt, indem man behauptete, dass schon in den ältesten Denkmälern die nasalen Vocale ѧ und ѫ nicht selten mit einander verwechselt werden. So lese man im Glagolita Clozianus l. 200, принѭти für принѩти; l. 209, мъдлостьѩ für мъдлостьѭ; l. 283, законьнъіѭ für законьнъіѩ; l. 656, иѫдѫтъ für иѫдѧтъ; l. 746, ѧтробоу für ѫтробѫ; l. 762, плътьѩ für плътьѭ; l. 877, глаголѧ für глаголѭ; l. 953, ноштъѩ für ноштъѭ. In der Freude, ein Versehen nachweisen zu können, hat man jedoch etwas sehr Wesentliches übersehen: bekanntlich hat Kopitar im Glagolita Clozianus in der Columne links den Text des Denkmals ohne Trennung der Worte und mit der Interpunction des Originals, in der Columne rechts hingegen mit Trennung der Worte und mit der dem Sinne entsprechenden Interpunction abgedruckt; der Kritiker hätte sich daher auch die Columne links ansehen sollen, was er in freudiger Hast zu thun unterlassen hat; so geschah es, dass ihm die Differenz zwischen beiden Columnen entgangen ist; denn man liest in der Columne links l. 200 das richtige приѩти für приѭти; l. 209, мъдлостьѭ für мъдлостьѩ; l. 283, законьнъіѩ für законьнъіѭ; l. 746, ѫтробоу für ѧтробоу; l. 762, плътьѭ für плътьѩ, so dass drei einzige Beispiele der Verwechselung der nasalen Vocale, nämlich глаголѧ, ноштъѩ und иѫдѫтъ übrig bleiben. Es ist daher zum mindesten nicht ausgemacht, was im Original steht, und wird die Genauigkeit des Abdruckes durch die Nichtübereinstimmung der beiden Columnen in hohem Grade zweifelhaft; mir ist es wahrscheinlich, dass die Urschrift in l. 200, 209, 283, 746, 762 das richtige hat, und zwar desswegen, weil der Text der Columne links unmittelbar aus dem Codex geflossen ist. Sollten in den älteren glagolitischen Denkmälern ein oder das andere Mal in der That ѩ und ѭ verwechselt erscheinen, so muss wohl ein Schreibfehler angenommen werden, der bei der grossen Ähnlichkeit der glagolitischen Zeichen für die erwähnten Laute gar leicht begangen werden konnte; so erkläre ich in diesem Fragmente II, b. l. 2, прокаженъіѭ für прокаженъіѩ; fol. II, a. l. 37, soll es statt коѭ винъи їмъи wohl unzweifelhaft heissen кѫѭ винѫ їмъи, wie aus dem darauf folgenden erhellt; l. 1 und l. 3, bei недѫжънъі[ѭ] und слѣдъі[ѭ] konnte ich trotz aller Vergrösserungsgläser nicht mit Sicherheit bestimmen, ob der Codex warum und caknaım oder недѫжънъіѩ und слѣпъі[ѩ] hat. Für meine Auffassung der Sache spricht auch der Umstand, dass die übrigen von mir altslovenisch κατʹ ἐξοχὴν genannten Denkmäler, wie der umfangreiche Codex Suprasliensis, diese Verwechslung nicht kennen. Ich werde daher fortfahren, die altslovenischen Denkmäler in folgende vier Classen zu theilen: I. slovenisch a) altslovenisch κατʹ ἐξοχὴν; b) bulgarisch; II. serbisch; III. chorvatisch; IV. russisch.

VI. Der glagolitische Text erscheint hier mit vollständiger Trennung der Worte, jedoch mit der Interpunction des Originals, in eyrillischer Transseription, wobei die von Kopitar im Glagolita Clozianus beobachteten Grundsätze festgehalten worden sind, abgedruckt. Der auf der ersten Seite l. 24 beginnenden Homilie habe ich ausser dem griechischen Urtext unter b auch eine serbisch-slovenische Übersetzung unter c aus dem Grunde beigefügt, weil ich glaube, dass beide Übersetzungen aus derselben Quelle geflossen sind, was die unbestritten grosse Übereinstimmung beider Texte darthut. Diese serbisch-slovenische Übersetzung ist aus einer dem k. k. Hofrath A. v. Mihanovich gehörigen, wahrscheinlich aus dem XIII. Jahrhundert stammenden Pergament-Handschrift in Folio entlehnt, deren Inhalt hier desswegen vollständig angegeben wird, weil höchst wahrscheinlich auch die übrigen Stücke aus glagolitischen Quellen geflossen sind. Jede Seite desCodex hat zwei Columnen zu 35 Zeilen grosser schöner Schrift; die Lagen sind Quaternionen,, von denen der erste mit .гі., der letzte mit .лѕ.