Page:Zum Glagolita Clozianus.djvu/10

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ZUM

GLAGOLITA CLOZIANUS.

VON

Dr. FRANZ MIKLOSICH,

WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.

VORGELEGT IN DER SITZUNG DER PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE AM 11. MAI 1859.


I. Zu den bedeutendsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Slavistik seit Dobrovský’s Epoche machenden Institutiones linguae slavicae dialecti veteris, Wien 1822, gehört unstreitig der 1836 in Wien von B. Kopitar herausgegebene Glagolita Clozianus, ein aus zwölf Blättern bestehendes glagolitisches Fragment von hohem Alter. Die Bekanntmachung dieses Denkmals hat die glagolitische Frage wieder angeregt, und dem Herausgeber gabührt das Verdienst eine Restitutio in integrum der Glagolica mit Erfolg angebahnt zu haben: die Prolegomena zum Glagolita Clozianus und einige spätere Arbeiten Anderer, unter welchen die Untersuchungen P. J. Šafařík's die erste Stelle einnehmen, haben die von Gelasius Dobner gewonnenen Resultate bestätigt. Die älteren glagolitischen Denkmäler haben jedoch nicht blos ein paläographisches oder richtiger culturhistorisches Interesse, sie sind auch für die Erforschung der altslovenischen Sprache von ganz besonderer Wichtigkeit. Da nun unter diesen Denkmälern der Glagolita Clozianus wenn nicht, wie mir scheint, das älteste, doch gewiss eines der ältesten ist, so glaube ich durch Bekanntmachung des nachfolgenden Fragmentes den Slavisten einen Dienst zu erweisen, denn es gehörte ehedem zu derselben Handschrift, von welcher auch der Glagolita Clozianus ein Bruchstück ist: Schrift, Sprache, Anzahl der Zeilen auf der Seite, Format und der Text sprechen für die Zusammengehörigkeit.

II. Der Glagolita Clozianus besteht, wie bemerkt, aus zwölf Blättern; von diesen bilden die letzten acht einen vollständigen Quaternion, während die ersten vier das erste, zweite, siebente und achte Blatt des unmittelbar vorhergehended Quaternions sind. Die beiden hier mitgetheilten Blätter nun sind das dritte und sechste Blatt desselben Quaternions, so dass von demselben jetzt noch die zwei innersten Blätter fehlen. Der Anfang des hier abgedruckten Textes schliesst sich, wie es scheint, an die Zeile 160 bei Kopitar an, ich sage, scheint, weil mir der entweder, wie Kopitar meint, vom Übersetzer selbst hinzugefügte oder, wie mir wahrscheinlicher ist, von einer anderen Recension der Homilie des hl. Johannes Chrysostomus

(Miklosich)
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