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Fig. 1: Alter der Mädchen beim ersten Dienstantritt

Quelle: Vgl. Anm. 4.

und dem mondänen Lebensstil. Grosszügige Geschenke der Arbeitgeber zu Weihnachten, das Überlassen von zwar getragener, doch eleganter Kleidung und die Möglichkeit die «Herrschaft» bei Reisen und im Urlaub zu begleiten, vermittelte den Dienstmädchen das Gefühl, Anteil an deren Welt zu haben, und liess sie zeitweise die soziale und kulturelle Distanz vergessen.

Die Südtirolerinnen, die bis dahin kaum mit der Welt des Grossbürgertums in Berührung gekommen waren, mussten sich oft erst mit der Rolle des Dienst- mädchens vertraut machen. Das hiess auch, die strengen Regeln und Vorschrif- ten der Arbeitgeber zu akzeptieren und die geforderte Distanz einzuhalten. Die Mädchen, die es von zu Hause gewohnt waren, gemeinsam mit allen Fami- lienmitgliedern die Mahlzeiten einzunehmen, mussten in der Regel allein oder mit den anderen Dienstboten in der Küche essen, ein Umstand, dessen Akzeptanz einigen Dienstmädchen besonders schwer fiel.[11]

Während sich grossbürgerliche Familien meist mehrere Dienstboten leisten konnten, musste sich der Mittelstand mit einem Alleinmädchen begnügen. Dieses