Page:Labi 2009.djvu/250

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13-15 June 2002, auf eine Schweizer Tradition, die sich im 17. Jahrhundert entwickelt und sich bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts gehalten hat: Mädchen gingen für eine bestimmte Zeit in den jeweils anderssprachigen Teil der Schweiz bei Familien in Stellung, um die ihnen fremde Sprache zu erlernen. Ähnliche Traditionen gab es auch in der Habsburger Monarchie. Siehe R. Sarti, «Conclusion. Domestic Service and European Identity», in: S. Pasleau, I. Schopp (Hg.), Proceedings of the Servant Project, Lüttich 2006, S. 195-284, S. 26.

10 Siehe K. Voigt, Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933-1945, Bd. 1, Stuttgart 1989, S. 66.

11 Eine Gesprächspartnerin erzählte, ihre Mutter habe sie erst gehen lassen, nachdem die Arbeitgeber versicherten, die Tochter gemeinsam mit ihnen das Essen einnehmen zu lassen.

12 Siehe dazu R. Sarti, «Quali diritti per la <donna>? Servizio domestico e identità di genere dalla Rivoluzione Francese a oggi», in: M. Palazzi, S. Soldani (Hg.), Lavoratrici e cittadine nell'Italia contemporanea, Torino (im Erscheinen, vgl. http://www.uniurb.it/scipol/drs_quali_diritti_per_la_ donna.pdf).

13 R. Bochsler, S. Gisinger, Dienen in der Fremde: Dienstmädchen und ihre Herrschaften in der Schweiz des 20. Jahrhunderts, Zürich 1989, S. 70 ff, 219 ff.

14 Bei der Einschätzung der Rolle der Frauenklöster in italienischen Städten waren wir nur auf die Berichte unserer Gesprächspartnerinnen angewiesen. Laut Auskunft der betreffenden Stellen haben sie kein diesbezügliches Material in ihren Archiven, jedenfalls haben wir nie etwas zu Gesicht bekommen.

15 Die Biografie von Mathilde Andergassen ist insofern besonders interessant, weil sie Südtirol aus politischen Gründen verlassen hat, paradoxerweise in eine italienische Stadt. Sie war während des Faschismus als Katakombenlehrerin tätig - sie unterrichtete illegal Südtiroler Kinder in deutscher Unterrichtssprache - und verbrachte 1932 einige Monate in einem Schwesternheim in Baldesaro bei Cuneo, um sich vor politischer Verfolgung in Südtirol zu schützen. Vom Oktober 1933 bis Juni 1934 besuchte Mathilde einen vom VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland) finanzierten Jahreskurs in München zur Ausbildung der Südtiroler Notschullehrerinnen. Im Herbst 1934 begann sie wieder mit dem geheimen Deutschunterricht. Sie wurde angezeigt und in einer Verhandlung im März 1935 zu einer Geldstrafe verurteilt sowie unter Polizeiaufsicht gestellt. 1936 nahm sie auf Vermittlung einer Freundin, die schon in Mailand arbeitete, dort eine Stelle als Kindermädchen an: Sie war zuerst bei der Familie eines Universitätsprofessors mit zwei Kindern, danach bei einer Rechtsanwaltsfamilie mit fünf Kindern.

16 Vgl. dazu M. Verdorfer, Zweierlei Faschismus. Alltagserfahrungen in Südtirol 1918-1945, Wien 1990, S. 64 ff.

17 Das Umsiedlungsabkommen wurde am 23. Juni 1939 geschlossen. Durch die Umsiedlung der SüdtirolerInnen sollte das «Südtirolproblem», das die Kooperation der beiden faschistischen Dik¬ taturen Deutschland und Italien belastete, endgültig gelöst werden. Die SüdtirolerInnen mussten sich bis 31. Dezember 1939 entscheiden, ob sie die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und ins Deutsche Reich auswandern wollten oder ob sie italienische Staatsbürger bleiben wollten. An dieser Frage spaltete sich die Südtiroler Gesellschaft. Eine Mehrheit von etwa 86 Pozent entschied sich für die Umsiedlung, während die Minderheit der sogenannten Dableiber für den Verbleib in der Heimat warb. Vgl. dazu Option Heimat Opzioni. Eine Geschichte Südtirols, hg. v. Tiroler Geschichtsverein, Bozen 1989.

18 Diese befinden sich im Archivio Centrale dello Stato (ACS), Bestand des Innenministeriums, und wurden uns von Leopold Steurer zur Verfügung gestellt. Zur faschistischen Postzensur siehe V. Mittermair, «Der Staat liest mit: zensurierte Briefe aus Südtirol. Vorbemerkungen zu einer Forschungsarbeit», Der Schlern, 69, Heft 5, S. 279-291, Bozen 1996. Inzwischen gibt es auch zwei Bände, in denen eine grosse Anzahl zensurierter Briefe veröffentlich wird. C. v. Hartungen, F. Miori, T. Rosi (Hg.), Le lettere aperte 1939-43: VAlto Adige delle Opzioni, vol. 1 e 2, Bozen 2006.

19 Übersetzung: «Ich würde wegen des Krieges nie für Deutschland optieren, ich möchte in Tirol

bleiben, ob unter Italien oder unter Deutschland, macht keinen Unterschied, im Gegenteil, in

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Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen 2009/14