Page:Labi 2009.djvu/225

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has not been proofread.

schreibt, «klares Quellwasser in jedem Haus zu fliessen begann».[43] Das Leitungs- wasser bedeutete im Vergleich zum früheren Brunnenwasser, das in Bottichen zum Waschen und zu sonstigem Haushaltsbedarf getragen werden musste, sicherlich einen grossen Fortschritt und eine grosse Erleichterung. Mit der Zeit wurde es zum unentbehrlichen Bestandteil des alltäglichen Lebens.

Das Wasserleitungsnetz breitete sich in den Jahren nach der Inbetriebnahme allmählich aus dem Stadtzentrum in die Peripherie aus. Im Jahr 1910 waren bereits 1368 Laibacher Häuser (77,3 Prozent) an das städtische Wasserwerk angeschlossen. Die Wasserleitungen und die Kanalisation ermöglichten auch die Einrichtung von «englischen Klosetts» mit Wasserspülung, aber auch die Ausstattung der Häuser mit Badezimmern. Mit diesen wurden in Laibach in der Zeit nach dem Erdbeben, also nach 1895, allerdings nur wenige Wohnungen bestückt. Laut statistischen Angaben für das Jahr 1910 hatten in Laibach und in seinen Vorstädten lediglich 6,1 Prozent aller Wohnungen ein Badezim- mer.[44] Ein modernes Badezimmer war also ein Privilegium der begüterten Städter. Man findet es nur in den raren Luxuswohnungen der reichsten Bürger, vor allem in den vornehmen Villen der bürgerlichen Elite an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.


Schlussbemerkungen


Die zunehmende Bevölkerungszahl der Stadt Laibach stellte die Stadtbehörden vor zahlreiche Probleme. Der ständige Zuzug aus dem Umland vergrösserte zum Beispiel die Wohnungsnot. Neben dem Mangel an kleinen und billigen Wohnungen mussten auch die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Versorgung, dem Verkehr und natürlich ebenso mit Hygieneproblemen gelöst werden. Sowohl die Hygienisierungs- als auch die Desodorisierungprozesse waren mit dem Urbanisierungsprozess eng verbunden. Das moderne Wasser- leitungsnetz und die Kanalisation waren Neuerungen, die im langen bürgerlichen Jahrhundert den Fortschritt symbolisierten und in der vorliegenden Abhandlung in den Mittelpunkt gestellt wurden, sie waren zweifelsohne die wesentlichen Errungenschaften der Stadt in der Zeit nach dem Erdbeben beziehungsweise während der Amtszeit des Bürgermeisters Ivan Hribar. In diesem Zeitabschnitt wurden die gesundheitlichen Verhältnisse der Stadtbevölkerung durch strengere sanitäre, bautechnische, polizeiliche sowie konkrete städtebauliche Vorschriften verbessert. In einer Zeit, wo Verbesserungen der städtischen Hygiene noch