Page:Labi 2009.djvu/219

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lachen gelangen.[22] Die Räumung von vernachlässigten Aborten mit Holzrohren und des Öfteren sogar mit freien Schächten («Plumpsklosett») werde liederlich und oberflächlich durchgeführt, die Luft erfülle ein unerträglicher Gestank. Viele Stadtbewohner zeigten diesbezüglich völlige Gleichgültigkeit und achteten wenig darauf, dass sie stinkende und infizierte Luft atmeten. Es gab aber auch solche, die an den unerträglichen Verhältnissen Anstoss nahmen. Davon zeugen die noch erhaltenen Beschwerden der Laibacher Bürger beim Stadtmagistrat sowie die Protokolle der zahlreichen Verstösse gegen die Hygienevorschriften, die die Stadtwachtmeister vermerkten. Einige Haus-bewohner hatten die üble Gewohnheit, allerlei Unrat und Haushaltsmüll, etwa Kehricht, Federn, Lumpen und anderes mehr in den Abort zu werfen. Scharfer, bestialischer Gestank verbreitete sich vor allem in warmen Monaten, nicht nur aus Senkgruben und primitiven Aborten, sondern auch von Misthaufen, die in den (Innen-)Höfen zusammengetragen wurden, aus Hühnerställen und offenen, mit Spülwasser gefüllten Fässern. Die Stadtbewohner klagten darüber, dass sie wegen des unerträglichen Geruchs ihre Fenster nicht öffnen und die Wohnungen nicht lüften könnten. Scheusslicher Gestank wehte auch um die schmutzigen Höfe der Pollana-Vorstadt, wo vor allem Kleinvieh und Schweine geschlachtet wurden.[23]

Besonders vernachlässigt waren die Aborte, die von mehreren (manchmal auch über 30) Wohnparteien benutzt wurden. Der Mangel an einer ausreichenden Anzahl von Aborten war vor allem für den alten Stadtkern charakteristisch. Auch viele Gast- und Kaffeehäuser hatten schmutzige und ekelhafte Aborte. So unterzeichnete beispielsweise ein anonymer Besucher, der sich über den unerträglichen Gestank und Schmutz in den Aborten des Kaffeehauses «Austria» in seiner Postkarte an den Stadtmagistrat beschwerte, mit «Cafehausbesucher, der Ordnung und Reinlichkeit liebt».[24]

In manchen Winkeln der Laibacher Strassen und Plätze floss besonders bei sonnigem Wetter nicht nur Jauche, sondern es «verbreitete sich ein unerträglicher Uringestank».[25] Vor allem zahlreiche Saufbrüder verrichteten ihre Notdurft öffentlich und erregten dadurch Ärger bei den Passanten. Fürchterlicher Uringestank schlug ihnen besonders in unmittelbarer Nähe von Gasthäusern entgegen. Zu dem üblen Gestank trug auch die schlechte Angewohnheit der Laibacher Bürger bei, den Inhalt von Nachttöpfen und Schmutzwasser aus Kübeln auf die Strassen zu schütten und dadurch die Passanten zu gefährden. Marija Urbas, Wurstmacherin und Hausbesitzerin am Alten Platz, erstattete am 13. Oktober 1909 beim städtischen Polizeiwachtmeister beispielsweise die folgende Anzeige: