Page:Labi 1997.djvu/97

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

brett und Bass gespielt haben, während im 19. Jahrhundert allmählich Blasinstrumente und gegen Ende des Jahrhunderts auch das diatonische Akkordeon aufgekommen sind. Im Resia-Tal werden zum Tanz Geige und Cello und ein kleiner dreisaitiger Bass gespielt. Die Melodien dieser Musikanten ähneln der Dudelsackmusik. Bei einigen Tänzen wurde im 18. und 19. Jahrhundert auch gesungen.

Zu den Besonderheiten der slowenischen Gebiete und ihrer Menschen gehört auch die Musik. Die altertümlichste Musikschicht ist im Resia-Tal erhalten. Dort besteht die Melodie fast der Hälfte aller Lieder nur aus drei Nachbartönen und bei einem Viertel nur aus vier Tönen. Überraschend ist auch der Rhythmus der dortigen Tanzmelodien (im ständigen Wechsel des 3/4- und 2/2-Taktes). Die Spuren dieses Rhythmus können über die romanische Schweiz nach Frankreich verfolgt werden, wo er als französische Besonderheit gilt. Melodien aus vier oder fünf Tönen, wobei zwei Töne in der Skala ständig übersprungen werden, sind allerdings auch im Grossteil der Alpen bekannt. Ihre Herkunft wird bisher allgemein dem Alphorn zugeschrieben. Deshalb und wegen des mehrstimmigen Gesanges, der in allen Alpenländern, sogar in den savoyischen Alpen ähnlich ist (während sonst die Franzosen nur einstimmigen Gesang kennen), wird ein gemeinsames Alpensubstrat angenommen, durch das die Überlieferung der verschiedenen heutigen Völker auf diesem Boden mit einigen einheitlichen Merkmalen geprägt wird.

Bei der Suche nach den Besonderheiten der Musiküberlieferung in den slowenischen Alpen sind die Jauchzer, typische Begleiter des Gesanges, nicht zu übersehen. Es jauchzen die Tänzer beim Tanz, es jauchzen die Bergbewohner, wenn sie auf grössere Entfernungen jemanden begrüssen oder wenn sie einfach ihre Freude ausdrücken möchten. Mit jauchzerähnlichen Rufen locken auf Bergweiden die Hirten das Vieh herbei. Langgezogene Rufe stellen noch die ursprüngliche Musiküberlieferung der Bergwelt dar. Das für einen Teil der österreichischen Alpen typische Jodeln hat bei den Slowenen nicht Fuss gefasst. Laut slowenischen Ethnomusikologen ist die Besonderheit der slowenischen Musiküberlieferung in den Alpengebieten im vier- oder fünfstimmigen Gesang zu sehen, wobei die Melodien ein langsames Tempo und einen breiten Umfang mit voller harmonischer Klanglichkeit aufweisen.

In den Sagen der slowenischen Alpen ist eine Vielfalt von mythologischen Wesen zu finden, wie sie auch in der Überlieferung anderer Alpenländer vor

CEVC: DIE VOLKSKULTUR IN DEN SLOVENISHEN ALPEN
107