Page:Labi 1997.djvu/96

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Schafalm, wenn die Schafe von ihren Haltern persönlich gemolken wurden, um beim Ende des Weidens nach diesem Mass die gerechte Käsemenge zugeteilt zu bekommen.

Fast auf allen slowenischen Almen wurde bis zum letzten Weltkrieg der Grossfrauentag (15. August) sehr feierlich mit Gesang und mit Tanz begangen.

Zweifellos gab es in der Alpenwelt bis zur Industrialisierung mehr Gelegenheit und auch mehr Zeit für Geselligkeit, deshalb war früher der Zusammenhalt der Dorfbewohner viel fester als heute. Berichte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sprechen davon, dass das Leben auf Gemeinschaftsalmen auch deshalb angenehm war, weil hier die Jugend aus verschiedenen Dörfern und Weilern zusammenkam. Die Bewohner von Weilern und kleineren Siedlungen konnten nämlich im täglichen Leben kaum weiter reichende Kontakte knüpfen, es gab sie nur zwischen Nachbarn und Familienmitgliedern. Höchstens am Sonntag nach der Messe, im Dorfgasthaus oder wenn zusammen gearbeitet wurde, gab es die seltene Gelegenheit, andere Leute zu treffen. Natürlich wurde das gesellige Leben auf dem Dorf auch durch Unterschiede des Vermögens und der Standeszugehörigkeit mitgeprägt, machmal sogar durch den Ort, aus dem die Leute ins Dorf zugewandert waren. Hie und da leben Erinnerungen an die mittelalterliche Ansiedlung in den älteren Dörfern auch heute noch wenigstens ansatzweise fort.

Bei den Brauchtümern hatte der Tanz einen besonderen Stellenwert. Die älteren slowenischen Volkstänze hatten einst rituelle Bedeutung. Ansonsten wurde in Slowenien bei verschiedenen Gelegenheiten getanzt, meist an Kirchenfeiertagen oder bei einigen gemeinschaftlichen Arbeiten, zum Beispiel nach beendeter Streugewinnung, Mahd, Maisschälung, auf den Almen auch bei Hirtenfesten.

Zwar wurden in ganz Slowenien ähnliche Tänze getanzt (Steierisch, Zweischritt, Mrzulin, Ta potrkana, Walzer), doch gab es in verschiedenen Landschaften auch gewisse abweichende Tanzstile. Der Grossteil der jüngeren Tänze kommt aus dem deutschen Kulturraum, allerdings wurden sie von den Slowenen dem eigenen Charakter angepasst. In erster Linie wurde in Slowenien gelöster und mit mehr Temperament getanzt, was auch aus dem Aufstampfen zu ersehen ist, einer der Besonderheiten der slowenischen Alpenwelt.

Ein Tanz ohne Instrumentalbegleitung ist schwer vorstellbar. In älteren Quellen werden als Tanzbegleitung die Flöte und Dudelsäcke erwähnt. In Berichten aus dem 18. Jahrhundert ist von Musikanten die Rede, die Geige, Hack-

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HISTOIRE DES ALPES - STORIA DELLE ALPI - GESCHICHTE DER ALPEN 1997/2