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dings nicht nur einen Handelsaustausch, sondern auch Kulturkontakte. Die wichtigsten Saumpfade in Oberkrain und im Bereich von Bovec führten über die Sattel Predil, Poljana, Ljubelj (Loibl) und Jezersko (Seeberg). Als es noch keine Strasse nach Solcava gab - diese wurde im Jahre 1894 gebaut - verdienten sich ärmere Frauen aus Solčava (Sulzbach) ihr Brot als Lastträgerinnen. Mit 20-30 kg schweren Lasten in Körben gingen sie aus Solcava nach Eisenkappel. In diese Richtung wurden bäuerliche Erzeugnisse getragen, aus Eisenkappel zurück dann Handelswaren. Die Einwohner von Trenta trugen Käse oder Wolle in Körben an dem Mojstrovka vorbei nach Kranjska gora und von dort zurück Mehl, Salz usw. Die Einwohner von Jezersko trugen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse von Jezersko nach Eisenkappel, die Einwohner des oberen Save-Tales nach Rosental in Kärnten.

Die Bergbewohner konnten sich oft durch eine besondere Signalisierung Wege ersparen. Im Trenta-Tal, im Resia-Tal und vielleicht auch anderswo in der Bergwelt gab es die Sitte, dass an einer bestimmten Stelle ein Leintuch aufgehängt wurde, und der fern von zu Hause weilende Bergbewohner wusste, was er zu tun hatte: entweder nach Hause gehen zum Mittagessen oder bei einem Nachbarn Hilfe holen und ähnliches.

Weil die Bergwelt nicht alle ernähren konnte, wanderten viele aus Bergtälern und -Siedlungen aus oder verdingten sich als Saisonarbeiter. Im Bereich der Julischen Alpen war der Rückgang der Bevölkerung wegen der Auswanderung grösser als im Bereich der Steiner-Sanntaler Alpen und der östlichen Karawanken. Wo die Bevölkerung von der Land- und Forstwirtschaft stärker abhängig war, war die Auswanderung stärker als anderswo, wo noch andere Verdienstquellen in Betracht kamen. Holzfäller suchten in rumänischen und slawonischen Wäldern Arbeit. In der Gegend von Bovec (Flitsch) wanderten die Jüngeren in der Welt herum als Hausierer, was schon in den Quellen des 17. Jahrhunderts erwähnt wurde. Als Hausierer bekannt waren auch die Bewohner des Resia-Tals, was in den Quellen seit dem 16. Jahrhundert erwähnt wird. Im 19. Jahrhundert gingen sie mit kleinen Wagen nach Deutschland und Italien, um dort Geschäfte zu machen. Noch mehr Einwohner des Resia-Tales schulterten eine Rückentrage und verdienten sich ihr Brot auf slowenischem Boden als Messerschleifer und mit der Reparatur von Regenschirmen und Töpfen.

Viele Leute suchten einen Zusatzverdienst in Hausgewerben und Haustätigkeiten. Bevor hausgemachte Stoffe von Industriestoffen verdrängt wurden, gab es in vielen Dörfern Weber und eine Tuchwalze. Stoffe wurden von Män-

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HISTOIRE DES ALPES - STORIA DELLE ALPI - GESCHICHTE DER ALPEN 1997/2