Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/118

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Sie sie an, ists grade solche Beleidigung, wie wenn Sie pfeifen.“

Lola blieb ratlos stehen. Zwei blonde Damen mit Spazierstöcken stelzten über das Pflaster und betraten gelassen denselben Laden, — wo alles ihnen Platz machte. Lola sagte sich, daß jeder sie auf die Stufe dieser beiden stellen, ihr die gleichen Rechte einräumen werde; und doch war sie der Mißhandlung jener anderen mit einer Angst gefolgt, als sei’s eine Drohung, die auch ihr gelte.

„Es ist furchtbar,“ sagte sie, „unter euch eine Frau zu sein. Bei uns ist der Mann unser Kamerad.“

„Bei euch? Sie sind keine Nordländerin. Sie haben etwas von jenem uns so erbitternden Reiz, gewiß. Wir Männer des Südens folgen allzu gern der zweideutigen Herausforderung, die von der befreiten Frau ausgeht. Wozu kommt ihr her? Ihr verderbt unsere Frauen, daß sie sich ohne unseren Schutz auf die Straße wagen und, wenn wir sie ließen, sich im Café mitten unter uns setzen würden. Ihr verderbt auch uns, daß wir den schlaffen Kitzel der Kameradschaft mit euch fühlen möchten, wie eure heruntergekommenen Männer. Ich will’s nicht. Ich will Ihr Herr werden.“

„Manchmal reden Sie wie das Alter, das Sie wirklich haben;“ und Lola lachte gezwungen.

„Nicht nur meine Worte, auch meine Muskeln sind die eines Fünfundzwanzigjährigen. Sie werden es fühlen.“

Lola hob schweigend die Schultern. Nach einer Weile:

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