Page:H.M. Venus.djvu/81

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die bewegliche Fettmaffe bald nach dieser, bald nach jener Seite; und des Gleichgewichts wegen beschrieb Rustschuk schwebende Gesten mit der linken oder der rechten Hand. Berauschende Düfte umgaben ihn und schienen allen seinen Körperteilen zu entströmen, jedem ein anderer.

„Sie haben sich erstaunlich entwickelt, Excellenz,“ sagte die Herzogin, und sah ihm recht tief in die Augen. „Wenn ich bedenke, daß Sie mein Hausjud sind.“

Er lächelte nachsichtig, wie über eine Vertraulichkeit aus alter Zeit.

„Drum sind Euere Hoheit nicht Königin geworden,“ versetzte er mit gewinnender Offenheit.

„Ich verstehe nicht.“

„Es ist ganz einfach. Als Nikolaus tot war, hätte es mir keine Mühe gemacht, seinen Nachfolger für krank erklären zu laffen — Kinder hat er ja nicht — und Euere Hoheit, die Prätendentin, die letzte vom ältesten einheimischen Geschlechte, aus Venedig herbeizurufen. Sie hätten ohne Widerspruch und unter Jubel den Thron bestiegen. Sie dachten wohl gar nicht daran? Nun sehen Sie, es ist auch bloß das arme dalmatinische Volk auf den Gedanken verfallen; und dem habe ich sagen laffen, Sie wollten nicht. Ah! ich habe mich gehütet, Sie zu rufen. Denn für Sie wäre ich immer nur Ihr Hausjud geblieben, — und Sie haben ja recht, warum soll ich’s nicht zugeben. Alle andern haben Angst vor nnr und konnen mich darum nicht kennen; ich heuchle weder, noch enthülle ich mich. Warum soll ich mir nicht wenigstens bei Ihnen,

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