Page:H.M. Venus.djvu/62

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bedenklicher es mit ihren Industrieen aussah. Schließlich sollte sie vors Gericht, erlag aber noch rechtzeitig einem Schlaganfall.“

„Die arme Fürstin! Und Ihre Schwestern?“

„Lilian ist eine berühmte Künstlerin.“

„Ah!“

„Vinon hat einen großen Dichter geheiratet. Was wollen Sie, Herzogin, eine Liebesheirat … Aber Sie selber, Herzogin, Sie haben immer meine Phantasie beschäftigt, ich kann Sie versichern, seit meiner Knabenzeit fchon. Welch seltsamer Glücksfall, ich treffe Sie unversehens auf einer abgelegenen Landstraße!“

Es fiel ihr ein: „Seine eigene Mutter erzählte, daß er von den Frauen lebe — fchon damals. Was muß inzwischen Interessantes aus ihm geworden sein!“ Sie war erfreut, und machte ihm den Eindruck einer harmlosen Frau. „Weiß sie gar nicht,“ dachte er, „daß man in Neapel von ihr spricht? Auch daß ich mit Schulden gespickt bin, könnte sie sich selbst sagen, und daß ich in dieser Kneipe nicht zu meinem Vergnügen sitze, sondern weil sie vorbeikommen mußte. Niemals hätte ich es für so leicht gehalten, die berühmte Herzogin von Affy an der Nase herumzuführen.“

Sie speisten zusammen, und galoppierten davon in einem bekränzten Wägelchen, mit einem halbbetrunkenen Kutscher, der jauchzte und knallte. Auf dem Pferdehals klingelten die Schellen und spreizte sich die silberne Hand. Ein altes Weib mit entzündeten

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