Page:H.M. Venus.djvu/63

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Augen kam vorbei. „Hat nichts zu sagen!“ rief der Prinz aus einer gewagten Geschichte heraus, und drehte an den Hornbreloques auf seiner Weste. In einem dichten Garten am Wege, der voll später Rosen hing, hielten sie Rast. Zwischen Schlinggewächs stand ein leerer Sockel. Die Herzogin betrachtete ihren Begleiter. Er hatte kosende Mandelaugen. Er war weiß, weiß, und blauschwarz beschattet vom rasierten Bart. Er verstand wollüstige Haltungen wechseln zu lassen mit sehr markigen. Im Klange seiner Stimme ruhte die Frau die ihm zuhörte, sich aus wie auf Rosen und Mandelblüten.

„Dort oben sollten Sie stehen,“ sagte sie plötzlich.

Er hatte sich entkleidet, ehe sie ein Wort hinzufügen konnte, und kletterte hinauf. In der Stellung eines jungen Bacchus, ein Weinblatt hinter dem Ohr, gewann er sofort einen nur auf sich aufmerksamen und an allem unbeteiligten Ausdruck. Der Sockel war seine Welt, er war Marmor und unmenschlich in seiner Vollkommenheit. Die Herzogin betastete, beinahe ohne daran zu denken, seine Haut. Sie fühlte sich an wie erwärmter, geäderter Stein. Auf einmal belebte sich das Bild. Es schwankte gegen ihre Schulter und sank, nach einem gut abgepaßten Sprunge, zusammen mit ihr auf den Rafen.

Nachher lachten sie und fuhren, sehr glücklich, weiter durch den flimmernden Mittag. Die Herzogin dachte nach, wo sie seinesgleichen gesehen habe. Ein abergläubischer und falscher Bandit, durch ein geheimes Thürchen in einen blendenden Marmorgott geschlüpft, —

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