Page:H.M. Venus.djvu/317

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Ehe der Doktor eintrat, hatte die Herzogin schon den Augenblick von Schwäche bereut, der sie verleitet hatte, ihn zu rufen. Sie winkte ihm zu gehen; er mißverstand sie.

„Herzogin sind zu gnädig. Ja, ich werde mir erlauben, diesen Sitz einzunehmen und ihn erst zu verlassen, wenn meine Kunst Eure Hoheit vollkommen gesund gemacht hat … An Asthma leiden Hoheit, wie ich sehe. Das Atmen ist erschwert und tönend. In die Hände welches Pfuschers mögen Hoheit nur geraten sein? Welcher Ignorant hat Sie so zugerichtet?“

Er horchte. Die Kranke schob aufgeregt den Kopf durch die Kissen. Sie brachte ein Wort hervor.

„Wie? Das Rückenmark? Hoheit sollten sich keinen Einbildungen hingeben. Was hat denn ein gewöhnliches Asthma mit dem Rückenmark zu thun, frage ich. Hoheit als Laie konnen darüber gar nicht urteilen. Die Wissenschaft wird nach ernstlicher Prüfung zweifellos etwas ganz anderes herausbekommen … Wie? Der Doktor Barbasson in Paris? Also das ist der Nichtskönner, der mir das Vertrauen Eurer Hoheit abgeschwindelt hat! Habe ich der Frau Herzogin nicht schon einmal einen wichtigen Dienst erwiesen? Habe ich Ihnen nicht in einem Augenblick gefährlicher Erschöpfung eine wohlthätige Haft verordnet? In kürzester Zeit waren Sie hergestellt. Hütten Eure Hoheit sich auch diesmal meiner Knnst überlassen: ich bin überzeugt, daß es heute mit Eurer Hoheit nicht so stände, wie es steht … Denn Herzogin dürfen sich

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