Page:H.M. Venus.djvu/31

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rot und trunken, dahin auf schwankendem Triumphwagen: die Herzogin sah ihr nach.

Sie verweilte im Cypressengang einer Villa. Hinten unterschied sie das weiße Haus, eingewoben in das abenteuerliche Geäst sarazenesker Ölbäume. Sie hörte Vogeltriller aus ihnen herüberperlen und ersticken unter dem Gelächter von Mädchen, auf hohem Rasen, mitten im Wein. Sie waren geschmeidig, braun und vom Wein durchpulst. Ihre Hemden, in lange Falten zerknittert, öffneten sich über den niedrigen Miedern. Sie lagen auf vollen Körben und zerdrückten die Trauben mit den Spitzen ihrer Brüste. Mit Beeren und mit frechen Worten bewarfen sie die Burschen. Die drängten sich um sie her, lachten aus nassen Mündern, reichten ihnen Korbflaschen, überschütteten sie mit Kränzen.

Einer stand abseits, langbeinig und jung, unter dem hohen, wiegenden Baldachin einer Pinie, und ganz in Träumen. Die Jacke hing nur über der linken Hälfte seines Rumpfes. Die rechte war nackt; die Brustwarze fchwamm hellrot auf seiner warmen Haut. Ter Hals, seitwärts gewendet, malte einen tiefen Schatten unter das bartlose, sinnenüppige Gesicht. Sein Haar glänzte wirr; schwarze, dichte Strähnen bogen sich in die Schläfen und zwischen die Augen: unter sehnsüchtigen Brauen schmachteten ihre dunkeln Blicke. Sein lässiger Arm hob eine Flöte aus Rohr, sein breiter, fleischiger Mund hauchte hinein. Es war das Land selbst, das in Sonne singende, luftwütende und weiche, mit Früchten belastete und vor Süßigkeit

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