Page:H.M. Venus.djvu/30

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in ihren Mund fallen, eine nach der andern, von der schweren Traube die sein Arm hinaufreckte ins Licht. Er war halbnackt und glänzte vor Hitze; auf seiner Schulter falteten sich die Muskeln, auf seiner Brust waren sie gespannt. Die große Traube glänzte seiden. Jede Beere die fiel, spiegelte sich in des Mädchens Augen und ward, rötlich, rund und feucht, umwunden von ihren Lippen, wie von zwei purpurnen Schlangen. Der Bursche hörte auf zu singen, sein Blick ward starr.

Die Herzogin ging zu Fuß durch ein Dorf. Der Wein fchlug über ihm zusammen wie über einer Insel. Kinder umschrieen und umtanzten, in flatternden Hemdchen, verwirrt von der Erde Lust, die unter Lasten anmutig schreitenden Esel, auf dem Gang zur Tenne. Durch ein Fenster glitt die Ernte, lautloses Gold, auf den Boden. Sehnige Kerle hingen sich an die Seile unter den Balken der Decke; sie ließen sich fallen, fchnellten hinauf und taumelten herunter, mit unerbittlicher Wollust hineinstampfend in das geschwollene und saftspritzende Fleisch der Trauben. Gehäuft zu mächtigen, glatten Leibern, leerten sich die Trauben, verbluteten und dufteten berauschend.

Draußen trappelte unermüdlich der Zug der geduldigen Tiere. Der Wein nickte hoch über ihren Stirnen, hinter ihren Hufen tänzelten die Knaben. Ein schwüler blauer Dunst umkreiste die Ebene, das Laub schien heller, die Stimmen wurden schriller, die Scherze heißer. Die Straße wandelte in doppelter Breite, gekrönt mit Brücken, Wappensockeln, Alleen von Landgut zu Landgut. Abundanzia felber rollte, weiß,

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