Page:H.M. Venus.djvu/309

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Sie legte die Wange auf die Handfläche. Sie blinzelte aus halb gefchloffenen Lidern und aus der goldigen Tiefe all ihrer nie abdankenden Liebe nach den beiden apokalyptischen Tieren, die ihre letzte Stunde ihr vorgaukelte.

„Wenn ich drei große Vermächtnisse machte. Eines für die Freiheitskämpfer aller Völker, und für die Seltenen zwifchen den Völkern, die den Geist befreien. Das zweite für Kunstwerke, die verschwenderischen Träumen gleichen, und von denen der Bürger nichts wissen kann, also eben für Kunstwerke. Das dritte für wunderbare Inseln der Lust, wo Menschen ohne Not uud beinahe ohne Sehnsucht vergessen dürfen, daß es einen Staat, eine Kirche, und eine Menschheit giebt, die leidet.“

„Herzogin werden es nicht wagen!..“ befahl Tamburini barsch, und brach in Drohungen aus. Rustschuk behauptete, solch ein Testament sei anfechtbar. „Deshalb,“ erklärte er, „weil man glauben würde, eine allzu zügellose Seele habe hier in Wahnsinn geendet.“

Sie hörte nichts. Ihre leisen Traumworte hatten sie erregt bis zum Aufschreien. Da zerriß sie ein neuer Schmerz, vom Rücken nach dem Magen. Der Krampf ergriff den Magen; das Herz zuckte und flog. Sie fuhr auf, mit einem Stöhnen, und fetzte sich wieder.

Die beiden verstummten plötzlich. Sie sahen auf der Stirn der Geängsteten den Schweiß ausbrechen, ihre Lider zuklappen, und ihre Züge erschlaffen. Das

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