Page:H.M. Venus.djvu/308

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„Hoheit sehen, wie uneigennützig ich Ihnen rate. Nur wegen Ihres Seelenheils.“

„Und nicht, weil Sie ein Geschäftsmann der heiligen Kirche sind? Der größte Bankier der Christenheit?“

„Hoheit verkennen mich. Ich denke nicht an so kleinliche Vorteile. Wollen wir den weltlichen Gesichtspunkt einnehmen? Dann urteile ich als Staatsmann und finde, daß das — wie soll ich sagen, freie Leben Euerer Hoheit eine Sühne verlangt vor der Öffentlichkeit. Das Vertrauen in die bestehende Gesellschaftsordnung müßte eine bedenkliche Erschütterung erleiden, wenn eine Dame in der ungewöhnlichen Stellung Euerer Hoheit, hoch betitelt und überaus kapitalkräftig, nicht wenigstens angesichts des Todes einen wohlgesinnten Gebrauch von ihren großen Mitteln machte.“

Er sprach sehr rasch, den Mund scheu gesenkt bis auf das fallende Fett seines Halses, und mit kleinen schwachen Armbewegungen. Tamburini deklamierte um so unbefangener.

„Alles: die Verhältnisse sowohl als die göttlichen und menschlichen Pflichten, und nicht zuletzt der eigene Vorteil weist Euere Hoheit darauf hin, Ihre Besitztümer Ihrer heiligen Mutter, der Kirche, zu vermachen. Auch habe ich fchon den Notar bestellt. Soll er eintreten?“

„Der Kirche oder dem Staat,“ wiederholte sie. „Er ist mir eigentlich ebenso sympathisch.“

„Wenn ich statt dessen —“

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