Page:H.M. Venus.djvu/307

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des letzten Abendlichts. Einen roten Fleck spiegelte die schräge Sonne unter ihren linken Nasenflügel. Das Kinn bog sich von unten, weich und gepolstert, eine letzte Verführung. Die Zähne blinkten, feucht und weiß. Hinter ihrem blaß violett beschatteten Fleisch und seiner mattweißen Gewandung stand ein rotgelbes Kissen, auf der Mauer und ihrer scheinend gelben Seide.

Aber das Sprechen hatte sie erschöpft. Sie fühlte ihren Herzmuskel sich aufs neue zusammenziehen. Ihre Fußspitzen brannten auf einmal vor Kälte. Sie klingelte und ließ sich die Kniee in Decken wickeln.

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Tamburini sah nicht ein, warum er sich von dieser Todkranken einschüchtern lasse.

„Haben Hoheit irgendwelche Einwände weltlicher Natur?“ fragte er. „Sie besitzen keine Familie, niemand, dem Sie diese große Anzahl von Millionen könnten zuwenden wollen … All das Geld!“ sagte er, mit vollen Backen.

Sie sann. Nino? Der Reichtum würde ihn zu früh zerstören. Die kleine Linda? Was brauchte sie, die so still und kühl in sich ruhte. Wer also? Sie erwiderte:

„Ich habe nichts dagegen — und nichts dafür.“

„Geben Sie’s nicht der Kirche,“ äußerte der Vikar, „so verfällt alles dem dalmatinischen Staat.“

„Ja, dann kriegen wir’s,“ bestätigte Rustschuk.

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