Page:H.M. Venus.djvu/306

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können es im nächsten Augenblick brauchen — an dem Ort, wohin Sie gehen.“

„Dort — ich weiß schon, was ich dort sagen werde zu meinem Ruhm. Ich werde sagen, ich habe Sie, Monsignore, durch meinen Jäger hinausbringen lassen. Und wer weiß, vielleicht werde ich’s wirklich gethan haben.“

Darauf geriet Tamburinis herrische Haltung ins Wanken. Er stotterte etwas Bescheidenes. Rustschuk murmelte peinlich betroffen:

„Herzogin sind strenge, man wagt nicht mehr —“

„Wagen Sie nur,“ sagte sie seltsam lächelnd.

Er lehnte sich zurück. Sein Stuhl rückte hin und her, so sehr schlotterte er. Er begehrte sie; mit Grauen vor dem Tode und die Sinne gepeitscht von seiner Gegenwart, begehrte er sie, noch auf diesem Bette. Er würde der einzige sein, den an ihrem Sarge das unwiderrufliche Bedauern zermalmen würde. Er allein hatte sie nie besessen. Und sie starb!

Sie saß tief zurückgelehnt, ganz hell, und das Gesicht in den dunkeln Polstern ihres Haars. Die Brauen waren hervorgearbeitet aus den eingesunkenen Schläfen, die Augen umspannt von dem vielfach gefältelten Schatten der Nasenflanken, — und über den engen Sattel des schmalen, durchsichtigen Knochens hinweg, fast horizontal, schlich ihr Blick herbei, müde zum Erlöschen.

Dennoch demütigte er ihre beiden Zuschauer. Sie haßten sie dafür; aber sie erwarben auch jetzt nicht das Recht, sie zu bedauern. Ihr blieb die Schönheit

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