Page:H.M. Venus.djvu/301

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zusammengewesen zu sein. Er habe ihn bei der Durchreise in Neapel begrüßen und ihn verhindern wollen, die Frau Herzogin aufzusuchen. Er wisse, der juuge Mann wäre ihr in diesem Augenblick nicht erwünscht gekommen … Sie sah ihn an.

„Sie wissen noch immer so gut Bescheid in fremden Seelen?“

„O, in einer in der Lage der Ihrigen!.. Nun ist gestern sein Schiff angekommen; er war nicht darauf. Ein Telegramm an ihn konnte nicht bestellt werden. Es ist etwas Rätselhaftes vorgefallen.“

„Er ist irgend einem andern Einfall gefolgt. Er fährt eben mit dem nächsten Schiff.“

„Wer weiß wohin sein Schiff fährt.“

„Ich verstehe Sie nicht.“

„Verstehen Sie denn, wohin das Ihrige fährt?“

„Ach so. Sie meinen, daß ich sterbe. Das ist wahrscheinlich.“

„Frau Herzogin, ich habe Ihnen etwas abzubitten.“

Unter seinen Augen kamen rote Flecken hervor. Er stand gebeugt, eckig in seinem langen, schwarzen Rock, und grau an den Schläfen.

„Ich habe Sie für eine der ruchlosen Glücklichen gehalten, die nichts vermuten von den Tiefen der Leidenden. Ich muß mich geirrt haben. Der Glück liche stirbt rasch, ahnungslos wie er lebte. Sein letzter Becher war vergiftet, er wußte es nicht, und ehe er’s begreift, ist er tot. Sie, Frau Herzogin, haben Zeit zu begreifen und zu schmecken! Sie müssen mit dem

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