Page:H.M. Venus.djvu/300

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dem Halse hin, das Genick hinauf und in den Kopf. Zwischen den Anfällen erhob sie sich. Das Liegen that ihr weh und ängstigte sie. Sobald sie sich setzte, zwangen Unruhe und Ratlosigkeit sie zu weinen — sie wußte nicht warum, denn sie beklagte sich nicht.

Ihre Herzkrämpfe währten drei Tage. Sie suchte, planlos durch die Zimmer irrend, nach Erleichterungen. Sie legte die Hände gefaltet auf das Genick, denn dort hatte eine drückende Beschwerde sich festgesetzt und wich nicht einmal in den Viertelstunden der Besserung. Sie weigerte sich einen Arzt zu empfangen. Sie schickte sogar ihre Kammerfrau hinaus.

Eines Abends ging die Thür auf, und darunter stand Siebelind. Er sah die Herzogin von Assy auf den Fußboden gestreckt, entstellt von Qualen. Und er schämte sich dieser Rache, die sie ihm gewährte, sie, die stolzeste unter den Glücklichen. Er blieb reglos und schlug die Augen nieder. Sie erhob sich ohne Hast und lehnte sich, fast stehend, in einen Sessel: fahlweiß in ihrem gelblichen Schlafrock, ganz schmal unter ihrem breiten, schwarzen Haar, worin die Reste des künstlichen Rot sich auflösten. Eine Hand krümmte sich am Herzen, die andere tauchte frostig in Kissen, die knisterten. Siebelind verfolgte auf ihrer Blässe die kleinen, blutigen Windungen ihres Mundes. Er wußte nicht, schuf die Angst sie oder ein Lächeln.

Er habe sehr wichtige Mitteilungen zu machen, sagte er, sonst würde er sich nicht herausgenommen haben, einzudringen. Er erklärte in Genua mit Nino

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