Page:H.M. Venus.djvu/27

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begann zu kneten, ernst, mit gleichmäßigem Wiegen des Kopfes. Er rundete Amphoren mit weiten Bäuchen und nannte sie „Kühe“, — und schlanke Vasen mit schmalem Busen:

„Das sind schöne Mädchen.“

Er machte einen Krug, dessen Wölbung ein Menschenkopf war, mit steifem, dummlich glotzendem Profit. Sie sah, über seine Schulter weg, unter seinem Daumen Geschöpfe erwachsen, im geheimnisvollen Mittag, und wie aus dem eigenen Schoße der Natur. Er war Pan. Er suchte in der Thonerde nach Wesen, deren Spuren er vor zweitausend Jahren verloren hatte, und er zog fabelhafte Vögel heraus, zackig gefiedert, mit fchmalen, wütenden Köpfen und gespreizten Krallen, und andere mit Pferdemähnen, und andere mit Schnauzen von Seelöwen. Es zeigten sich auch, ein wenig undeutlich, Menschen mit Bocksgesichtern.

Am Abend trieb er seine Herde heim. Die Ziegen schwenkten volle Euter. Die Böcke legten ihnen die sehnigen Hälse, in Lederbänder geengt, auf die Nacken. Die Zicklein hopsten. An einer Hausmauer, in einem Backofen, brannte er seine Töpfe. Das Getier, von der Sonne ausgedörrt, zerrieb er zwifchen den Fingern.

„Warum, warum?“

„Ist unnütz. Trägt keinen Heller.“

„Und das andere?“

„Verkaufe ich drunten.“

Eines der Gefäße zerbrach,

„Ist nichts wert. Ist schlechte Erde. O Elend

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