Page:H.M. Venus.djvu/26

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Drüben, an jener Pinie, lehnte sein Altar; darüber hing eine Syrinx … Still, das war sein Fußtritt … Sie hob die Wimpern, ganz leise: da stand er selbst, ein Bein noch über der Mauer. Er war struppig, breitbrüstig und verbrannt, in Ziegenfellhosen, mit keimendem Bart und runden Augen, finster und unbeweglich funkelnden, — und er schlich auf sie zu, den Kopf vorgestreckt. Ihr Blick erwartete ihn, unter den langen Wimpern. Er beugte sich über sie, räuberisch und scheu; er roch nach Vieh und nach Göttern. Sie schlug langsam die Arme zusammen über dem Fell auf seinem Rücken.

Irgend etwas hatte gelacht, in dem vergeffenen Keffel aus Stein, der dahinschwankte, mit ihr und ihm, durch brennendes Blau. Sie fchrak auf. Droben, mit zwei hörnenen Füßen auf dem Mauerrand, langhaarig, mager und unkeusch, ragte ein ungeheurer Bock.

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Er war ein Ziegenhirt und stand allein und reglos zwifchen Farren und Menthe in einer Schlucht, an deren dürren Abhängen seine Tiere grasten.

„Was machst du eigentlich? Stehst du immer mit gekreuzten Armen?“

„Nicht wenn der Schatten kommt,“

„Und wenn der Schatten kommt?“

„Dann mache ich das da.“

Zu seinen Füßen lag frisch geformter Thon.

„Zeige mir, wie du’s machst.“

Er fetzte sich, zog die Beine unter den Leib und

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