Page:H.M. Venus.djvu/25

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duckten sich Bestien in traumhafter Scheußlichkeit, festgekrallt in abgezehrte Sünder.

Sie wanderte zurück; neben dem Kellerdunkel floß weiße Sonne, — und sie betrat links den Scherbenhügel und sein welkes Gras. Die Stadt öffnete sich drunten, mit Häusern halb verschüttet von Geröll, mit Feigenbäumen in engen Höfen, zwischen schräg abgesägten Mauern. „Die Ungeheuer von den Kirchenfenstern,“ dachte sie, „sind darüber weggesprungen; sie haben die letzten Menschen herausgezerrt.“

Hinter ihr bog sich ein Kreis von Trümmern; sie ging hinein, lässig und nach Schatten schmachtend. Drinnen hingen Epheugardinen vor zersprungenen Marmorfenstern. Von netzartigem Mauerwerk rollten Brocken die schräge Wiese hinab. Sie streckte sich auf einen flachen Stein, der sie versengte. Ein verkrüppelter Weinstock ästete in der Mitte des Kessels. An seinem Rande ruhte sie selbst, und sie meinte mit halb geschlossenen Augen, er hänge mitten im brennend blauen Himmel. Weißer Stein, gleißender Epheu und blaues Feuer: sie ging darin unter. Eine heiße Süßigkeit rauschte in ihr; sie sehnte sich … Fernher, aus Traumängsten, drang ein Gebrüll. Ach! die Bestien! Sie durchwüteten die Stadt. Eine verrostete Glocke schwang sich. Nein — es war alles nur das betäubende Schweigen des Mittags. Es war nur ein Ton auf der Flöte Paus.

„Pan!“

Sie rief ihn; ihr Haar zerdrückte sich irn Nacken, sie breitete die Arme aus auf dem glühenden Felden.

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