Page:H.M. Venus.djvu/266

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Leuten draußen zu bleiben, und betrat allein den dunkeln Park.

„Ein verhungertes Kind,“ sagte sie zu sich. „Es sitzt zufällig auf einem Stein vor meiner Pforte. Was geht es mich an!“

Aber nach all den Toten, die sich ihr entgegengeworfen hatten als gehörten sie ihr, taumelte sie bei der leichten Berührung dieser zufälligen Kinderleiche.

„Es sind zu viele, sie wälzen sich, übereinander, so weit ich sehe. Ich begreife nicht mehr, wie ich sie alle habe ertragen können: früher, von Dalmatien und von Paris bis nach Venedig, wo die Bahre vor mich hingestellt ward mit San Baccos Körper. Ich fühlte doch mit der Alten von Benkowatz, die den Schädel ihres Sohnes an seinem Schopfe umherschwenkte und nach Gerechtigkeit schrie. Ich war ebenso stark! Bin ich nicht die Tochter von Starken, in deren Lebensläufen sich die Körper der Besiegten häuften? Wie viele mußten wohl untergehen oder verkümmern, damit das Leben eines Affy frei, ungehemmt, groß und schön werde? Er hat sie nie gezählt! Er nahm sie hin, er hielt sich aller Opfer wert, er hatte den Mut dazu und das gute Gewissen!

„O, meine Väter! Wo seid ihr? Ich habe nie gewußt, daß ich bis hierher allein sei! Welch eine schlimme Einsamkeit, die keine Spur hinterlassen wird! Nach mir hört die Welt auf!.. Man verbeugt sich vor meinem Namen, vor meinem Stolz, vor der Verachtung die ich fühlen lasse. Aber wo ist meine Familie? Welchem Lande gehöre ich an? Welchem

250