Page:H.M. Venus.djvu/267

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Volke? Welchem Stande? Was vertrete ich? Welche Gemeinschaft rechtfertigt mich? Wehe mir, wenn ich schwach werde! Ich bin einzig auf meine Nerven gestellt. Niemand wird Achtung für mich beanspruchen, wenn mein eigener Stolz sich einmal verdunkelte!.. Hatte ich ein Kind!“

Mit ihr stieg die lange Gartenmauer den Hügel hinauf und herab, und von droben starrten im Sternenlicht Masken sie an, kalt und stumpf. Sie sehnte sich:

„Hätte ich ein Kind!“

Es war ihr plötzlich, als folgte ihr etwas, mit Schwimmbewegungen. Sie war auf einem fernen Meere, es schwamm etwas hinter ihr: Pavic’ ertrunkener Knabe!

Vor ihr, quer über den Rasen trippelte, ohne sie anzusehen, kühl und lieblich in ihrem verjährten Prunk, die kleine Linda, das künstliche, zukunftslose Kind ihrer sieben Jahre mit Jakobus. Wäre es ihr eigenes gewesen — wenigstens dieses!

Der junge Tortenbäcker hockte irgendwo unter einem Busch, wimmernd, mit gebrochenen Beinen. Weil er ihr gefallen hatte, war er vom Küchenbalkon gestürzt worden. Braunblaß und mit großen, umränderten Augen lagen fchwarzsträhnige Knaben auf den Schwellen seltsam umrahmter Portale, und vor einem Orangengarten saß ein Kind mit weichem Profil und langen Wimpern, und ganz vergoldet vom Schein all der Früchte. „Gewiß sind auch sie schon gestorben: ich habe sie zu heftig begehrt!“

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