Page:H.M. Venus.djvu/245

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feuchten Haut, drängte sich, ruhelos und heiß, jeder einzelne Muskel unter die flüchtige Hand, die ein wenig Letzung versprach.

„Ich hatte also in mir eine, die fast eure Schwester ist,“ sagte sie und nickte hinüber nach den Beiden, die übereinander geworfen im Schlafe atmeten.

„Sie lebt auf, sie springt aus mir heraus, keucht unter der Fuchtel der unerbittlichen Göttin, tobt, ermüdet, sinkt hin … Was kommt dann?“

Sie lächelte.

„Es handelt sich vielleicht um weniges.“

Ein großer, strotzend roter Fleck schwamm im Wasser. Es war der Widerschein ihres gefärbten Haares. Darunter erblickte sie ihr Gesicht blaß und mager, und inmitten seines Glanzes die Schatten des Verfalls und die kleinen Höhlen, in denen er sich verbarg und arbeitete. Der Mund wand sich blutend in immer eiligerer Genußsucht. Ein Lächeln zog die Haut über den Nasenflanken und unter den Augen so straff, daß sie bläulich spiegelte — ein Lächeln von irrer Süßigkeit, rein — und fast ein Grinsen. Sie wußte selber nicht, prickelte dieses Gesicht von leichter Fröhlichkeit oder grimassierte es angstvoll. Es forderte heraus — und es erschreckte durch seine Fernheit vom Leben. Man sah es sterben … Die goldgrünen Schatten auf der Stirn, unter dem Haar, das über den Kopf gestülpt war, wie ein wilder kupferroter Helm über eine Maske von peinlicher Modellierung; das bräunlich zerknitterte Lid und die Perlmuttertöne der Wangen; Kinn und Nasenflügel in der rosigen Kün-

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