Page:H.M. Venus.djvu/243

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des Unmöglichen zu machen und durch sie zu vergehen. Jede starb oftmals mit Röcheln und feierte oftmals eine wilde Auferstehung unter der Geißel, geflochten aus dem Fleisch der andern. Zuweilen verließen sie sich mit gehässigem Aufschreien oder mit einem rauhen, kotigen Wort. Zuweilen erreichten sie das Ziel, — und indes ihre letzten Zuckungen verebbten und die durchs Fenster stießende Abendsonne ihre Fleischfalten durchspülte wie die Wellenthäler eines Meeres das sich glättete, lagen sie hingewälzt, sie wußten nicht mehr wo. Keine unterschied die eigenen Glieder, so tief ineinander vermählt waren sie. Und die eine mit den Brüsten im Schoß der andern, starrten sie einander an, die rosigen breiten Lippen kraftlos geöffnet, stumpf, das Blut befreit von allen Stacheln, endlich erlöst, endlich glücklich.

Aber die Herzogin drüben in ihrem gebauchten Steinsessel, die Beine gekreuzt, vornüber gebeugt zwischen den Armlehnen und das Kinn in der Hand, fragte sich zweifelnd:

„Ist das alles?.. Oder ob auch diese süße Feige, die von allen die reifste ist, sich eine letzte Süßigkeit vorbehält … Ach! diese Frucht ist wie die andern; nie werde ich sie gepflückt haben — und sei sie schon auf meinen Lippen geschmolzen.“

Sie sann.

„Eine Klosterpforte hinter sich zuwerfen wie jener andere, allem entsagen, die Augen schließen…“

Sie schloß sie. Wie sie sie wieder öffnete, traf sie zu ihren Füßen im Wasser ihr Bild.

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