Page:H.M. Venus.djvu/210

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Möwe, tief ins Meer, — nach dieser schönen Stunde! Es ist nur dieser Augenblick, in dem er schön ist: wir sind nur einen Augenblick schön. Und sein Augenblick gehört mir! Vielleicht werde ich die Augen schlichen unter dem Hauch des letzten Kusses, den ich ihm von den Lippen genommen habe.“

∗             ∗

„Warum?“ fragte Nino. „Warum sollen wir fortgehen und hinauf in die Berge?“

„Ich weiß selber nicht,“ erklärte sie. „Kommt es dir nicht auch vor, als hockten wir wie zwei Wäscherinnen auf einem Rosenblatt am Wasser? Ein Hauch treibt uns hinaus, es ist gefährlich.“

„Ich finde nicht.“

„Du weißt noch nicht: wer so glücklich ist, wie wir, muß sich verstecken…“

Eines Nachmittags drangen sie denn über den weißen Loggien von Atrani und zwischen schwarz getürmten Felsmassen in eine grün und verschwiegen atmende Thalsenkung. Droben an der Bergkante ruhten Kuppeln und Türme, sehr fremd. Über die Fahrstraße hinweg und hinein in Ackerterrassen, stiegen sie zwischen Wein und Kastanien, stiegen neben murmelndem Wasser einen Treppenweg, zerbröckelt, grau und ganz versenkt in betropftes Laub.

„Wohin geraten wir, Yolla?“

Es jubelte in ihr: „An einen Ort, wo ich auf immer gerettet fein werde vor meinem Körper und

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