Page:H.M. Venus.djvu/209

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„Ich schrecke vor dem Worte nicht zurück!“ rief er und sprang auf. Und im Weitergehn, die Arme in der Luft, gerötet, mit verwirrten Locken und ein tiefes Beben in der Stimme, schwärmte er.

Sie fragte sich, entzückt:

„Was ist jünger, seine Begeisterungen oder seine Verzagtheiten?“

Aber sie bedachte auch:

„All diese Jugend ist doch nur wie ein großes Möwengefieder, blendend und zitternd. Wir sitzen darauf; es trägt uns, umschlungen, übers Meer, im Zickzack und ohne Ziel. Plötzlich ermüdet der arme Vogel, schießt hinunter, die Wellen reißen uns auseinander: wir retten uns, wenn wir können, und jeder wohin es ihn trägt … Nur die hohe Luft unseres Rausches macht ihn stark und mich jung. Daß. ich in Wirklichkeit seine Venus war, das ist lange her: damals, als Jakobus sie malen wollte, und bevor ich ihm erlaubte mich, zu lieben. Ich glaube, Nino sieht mich noch, wie ich damals war, im Park, als er mir die Verse von Francesca sagte und von der Spitze der Cypressen die Tauben aufflogen. Seitdem habe ich von mir gezehrt … Er felbst — ach, in seinem schlanken, zu allen Spielen geschmeidig gemachten, aus Trotz schön gewordenen Körper arbeitet unhörbar ein Zerstörer. Das verurteilte Leben seiner kranken Mutter flüstert auch aus ihm, flüstert manchmal Zweifel und Müdigkeit, wovon er selbst nicht weiß, wie sie in seine leichte Jugend verirrt sind … O, wollte er’s nie erfahren! Wollte er plötzlich hinsinken — mit unserer

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