Page:H.M. Venus.djvu/199

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zwei große Cypressen zu sausen begannen. Ihre Sinne beugte derselbe schwere Wind. Sie sahen sich an, mit Blicken, dunkel und zuckend wie der Himmel. Und wie sie einander an sich rissen, brach der Sturm los.

Sie stürzten sich, Brust an Brust, in die erzenen Wellen. In jeder von ihnen verzitterte einer ihrer Seufzer. Jeder schwere Windstoß peitschte eine ihrer Umarmungen. Ihre hellen Glieder bebten auf den Spitzen der schwarzen Wogen, zusammen mit den Schaumkronen. Als sie wieder ans Land stiegen, perlten sie von Meerschaum und keuchten noch von der Lust, deren Gipfel sich überschlagen hatten. Wie Algen, lang und naß, klatschte das dunkle Haar der Herzogin im Sturm ihrem Geliebten um den Leib. Rote Blüten flogen ihnen im Sturm, sie wußten nicht woher, an die Stirnen. Andere hafteten rot auf ihren Scheiteln. Und dabei krümmte sich der ganze Himmel feurig rot.

Auf einmal stürzte aus berstenden Wolken das Wasser, in lauen Schleiern. Sie streckten sich unter Akazien und ließen sich, wie der Regen versiegte, ganz überfluten von süßem, dampfendem Duft. Der Donner überlärmte jedes Gefühl; die Gedanken schliefen im Duft und tief im Schoße des Unwetters. Nino schloß die Augen; es war ihm, als sei er noch einmal zum Kinde geworden. Seine zaghaften Hände tasteten nach der Gefährtin und fanden sie nicht. Er sprang auf; da prangte sie vor ihm, in einer Woge die von ihren Schultern zurückfiel, wie ein grünschillernder Mantel, — prangte glitzernd und rinnend von Tropfen, mit

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