Page:H.M. Venus.djvu/198

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In die Stadt sehen wir hinein wie in ein kleines altes Spielwerk. Es ist aufgezogen. Auf dem Platze werden für Geld vielerlei Bewegungen gemacht. Der Wasch brunnen ist in die Geberden von Weibern ganz eingehüllt.“

„Aber nun steigen wir aus, Nino, du willst doch nicht, daß wir hier vorüberfahren! Schau dort hindurch: zwei Wände voll Limonen, und eine Öffnung hinab aufs Meer!“

Sie neigten sich, Schulter an Schulter und mit Früchten im Nacken, über eine Tiefe im Feenlicht. Die Bucht, klein und weiß, spielte ganz durchsonnt am Lande hin, wie leichte Luft; die Schiffe schwebten darin. Über das blaugeränderte Ufer fort starrte, in verjährter Herrschsucht, ein runder Turm.

Sie schlenderten hinab in eines der beiden Städtchen, deren Häuser im Lichte zitternd, aus grünen Erdfalten und unter Fruchtgärten hervor den Berg hinabgaukelten inmitten heimlich rinnender Bäche. Der Mittag ward schwül und grau; das Gewitter zögerte mit dem Ausbruch. Sie verließen das Gasthaus um zu baden. Sie wanderten über den feinsandigen Strand, wo Bote mit umgewendeten Flanken heiß nach Teer dufteten, und funken, beklommen von verhaltenem Sturm, hinter dem alten Turm auf die Klippen. Sie warfen die Kleider ab. Ein Strom fchwerer Sonne ging auf einmal aus Wolken hernieder und am Abhang über die Oliven hin. Die Bäume schlugen im Nu lauter silberne Augen auf und schlossen sie wieder. Nino und seine Geliebte erhoben sich, indes über ihnen

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