Page:H.M. Venus.djvu/188

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scheinend, droben, auf dem Vorgebirge überm Meer. Sie ging; ein weißes Licht ging mit ihr im Grase und übergoß sie. Er bat noch einmal, sanft, hinter ihr. Ihr Haupt, ihre Glieder, ihr Schleier den sie schaukelten, sagten ihm ein silbern zitterndes Nein. Die großen Cypressen, zwischen die sie eintrat, ränderten sich silbern. Eine silberne Flamme, erstieg sie die tiefe Dunkelheit. Jean Guignol folgte ihr von fern, gesenkten Kopfes, und den Lorbeerkranz in der Hand.

Es war ihm fchwer zu Mute; er hatte in gutem Glauben gefchwärmt, geschwelgt, gewütet, und ängstigte sich, als ob es nun alles zu lassen gälte. Er war sich nicht bewußt, etwas Verabredetes gesprochen zu haben; er erfand seine Verse zum zweiten Male, während er sie ihr zuwarf oder zuweinte. Droben beim Tempel sollte seine Rolle sehr stolz enden. Dort hatte er sich von dem Erlebnis lossagen wollen, das die Herzogin von Assy ihm geworden war; und er hatte der triumphierenden Venus zu kosten geben wollen, daß er nichts mehr von ihr verlange. Er verlasse sie, er werde nicht länger unfruchtbar rätseln an ihrer Seele. Vielleicht habe sie keine; oder vielleicht bestehe sie aus einer zufälligen Folge unvorhergefehener Launen, aus tausend Spielen von Natur und Leben, aus Faunen, Bienen oder Sirenen. Niemand werde nach ihm darum leiden, und inmitten der Wolken von Begehrlichkeit die zu ihr aufstiegen und sie in Opferrauch hüllten, werde sie kalt und unzugänglich vor ihrem steilen Tempel stehen, einsam auf immer!.. Er hatte sich diese Verse stark gedacht und als ein Ansichreißen aller seiner

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