Page:H.M. Venus.djvu/189

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Würde. Nun waren sie ihm entfallen, und er erfand andere, indes er ihr im Dunkeln nachschlich — erfand eine bleiche, aus zuckenden Lippen gestoßene Abdankung alles Stolzes, alles Willens zu Geist und Größe, und eine extatische, selbstzerstörerische Unterwerfung unter das Fleisch und unter seine Gebieterin, die Venus hieß.

Er betrat den Rand des Berges und erhob die Stirn; aber er ward zurückgeschlagen, geschlossenen Auges, von ihrem Glanz. Das weiße Licht, hart, unmenschlich, machte aus ihrer Gestalt einen brennenden Marmor. Von unten mußte sie ein Gesicht von erhabener Sehnsucht sein. Nackt und feierlich, eine Hand im Nacken, wo von ihrem silbern gestirnten Haar der Schleier rieselte, eine Hüfte ausladend und den Silberreif unter den Brüsten, starrte sie in weißer Verzauberung und erhöht zu Triumphen ohne Maß.

Aber Jean Guignol stand fünf Schritte vor ihr und bedeckte sich die Augen: sie blendete. Ihr Gesicht war aus solcher Nähe steinern und grausam, ihre Pupillen von geisterhafter Bläue, tief versenkt in schwarze Augenhöhlen.

Allmählich unterschied er im Dunkel rechts und links von ihr noch zwei Figuren. Eine war der Prinz von Lahore, mit verschränkten Armen, ernst, ohne zu blinzeln und vollauf befriedigt, da das weite Festspiel, das diese Frau ihm gewesen war, sich um eine schöne Scene vermehrte.

Auf einmal machte der andere eine leidenschaftliche Bewegung und flüsterte:

„Herzogin, Sie haben alle toll gemacht: was

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