Page:H.M. Venus.djvu/159

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„Mit Ihnen ist nicht ernsthaft zu reden,“ erklärte er. Er machte ein paar Schritte, die Stirn in Falten und ohne rechten Mut, nochmals auszubrechen.

„Im Gegenteil. Wir wollen recht ernsthaft reden,“ versetzte sie und trat vor ihn hin, „Ich werfe es Ihnen vor, verstehen Sie, ich werfe es Ihnen vor, daß Sie sich haben überlisten lassen. Aber Sie sind ein armseliger Verliebter, nichts weiter. Vorher waren Sie stark, zuweilen bewunderte ich Sie.“

„Sie lieben die starken Männer?“ fragte er, mit prompter Eitelkeit.

„Nein. Nicht besonders. Aber an Ihnen war fchlechterdings nichts zu rühmen als Ihre Unbedenklichkeit. Sie gefielen mir, so lange Sie bloß geldgierig waren. Das Gefühl hat Sie mir verdorben … Verstehn Sie denn nicht? Ich hatte einen Moment, wo ich dachte: ,ich bin verloren!‘ Ich hielt Sie für den Pifelli, der die arme Blà, getötet hat. Dann überlegte ich, daß ich ja keine IM bin. Und Sie ließen mich bald genug merken, daß Sie ebensowenig ein Piselli sind. Sie sind geldgierig, aber wollüstigen Schwächen unterworfen. Die Zusammenstellung gefiel mir nicht: ich verachtete Sie … Jawohl, das mußten Sie hören … So einer tötet nicht, sagte ich mir … Nun, lassen Sie’s gut sein, die Hauptschuld liegt an mir, weil ich eben leine IM bin, die geneigt ist sich töten zu lassen. Es ist am Ende verzeihlich, daß Sie mich nicht getötet haben. Da —“

Sie reichte ihm die Hand. Er hielt den Kopf gesenkt, schmollend wie ein gescholtener Knabe.

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