Und sie rauschte, mit allen Zeichen höchster Eile, durch die Portiere.
Lohmann wußte gar nicht, wie das gekommen war; wie es gekommen war, daß er sogar Lust hatte. Er vermutete dabei die Anziehung, die das Verderben ausübt. Grade weil Ertzum nun eigentlich durch diese spaßige kleine Kypris mit dem gutmütigen Zynismus ihres Volkstons, seinem Verderben nahe gebracht war. Und Ertzum liebte sie noch immer. Ertzum konnte für sein Geld wenigstens glücklich werden. Lohmann ging ganz kahl hin, ohne einen Funken. Er ging an Stelle seines Freundes, der sie sich durch langes Leiden verdient hatte. Wie unmöglich das vor zwei Jahren gewesen wäre. Er erinnerte sich, daß er damals mit Unrat — der Alte, selber schon ganz verloren, wollte ihn noch von der Schule jagen — Mitleid empfunden hatte, aufrichtiges, gar nicht boshaftes Mitleid. Jetzt dagegen ging er zu seiner Frau. Was das Leben aus einem machte, meinte Lohmann nochmals, melancholisch und stolz.
Es empfing ihn, aus dem Innern der Wohnung, ein lautes Schelten. Das Mädchen öffnete ihm verlegen die Tür zum Salon. Lohmann erblickte der Künstlerin Fröhlich gegenüber, die sehr erregt war, einen schwitzenden Mann mit einem Blatt Papier in der Hand.
„Was wollen Sie denn?“ fragte er den Mann. „Ach so. Wieviel ist es. Fünfzig Mark! Und darum das Geschrei.“