Page:H.M. Professor Unrat.djvu/181

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schwoll, unter Unrats giftigem Schielen, allmählich ab; dann stellte an seinem Wege sich Kieselack auf und versetzte mit einem Senkblick, langsam und nachdrücklich:

„Vielmehr Kot.“

Und Unrat schlich zusammenzuckend weiter; er konnte es Kieselack nicht beweisen.

Er konnte ihm nichts mehr beweisen, ihn, das fühlte er wohl, niemals wieder fassen: so wenig wie von Ertzum und Lohmann. Er und seine drei Schüler lebten hier auf Grund gegenseitiger Duldung. So besaß Unrat keine Macht dagegen, daß Lohmann sich am Unterricht überhaupt nicht mehr beteiligte und auf einen Aufruf mit seinem schauspielerischen Tonfall entgegnete, er sei beschäftigt. Unrat vermochte wenig gegen von Ertzum, der, erbittert über sein langes fruchtloses Dahocken, seinem Nachbar das Extemporale aus den Händen riß, um es abzuschreiben. Unrat mußte zusehn, wie Kieselack bei allen Fragen seine Mitschüler durch Dazwischenwerfen unsinniger Antworten verwirrte; wie er laute Reden führte, ohne Veranlassung durch die Klasse spazieren ging, ja, mitten in der Stunde eine Prügelei anzettelte.

Ließ Unrat sich einmal von der Panik des bedrohten Tyrannen hinreißen und steckte die Aufrührer ins Kabuff, dann ergab sich noch Schlimmeres. Die Klasse vernahm dann das Knallen und Glucksen geöffneter Flaschen, lautes Prostrufen, verdächtiges Kichern, den Schall von Küssen … Hals über Kopf stürzte Unrat zur Tür und ließ Kieselack wieder

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