Page:H.M. Minerva.djvu/97

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alles … diese ganzen Wände voll … mit einander durchzuschwelgen haben.“

„Machen Sie wahr, was Sie gemalt haben,“ erwiderte sie gleichmütig. „Ich habe von Anfang an darauf gerechnet; Sie werden sich dessen entsinnen. Die schönen Sachen sind für mich Versprechungen…“

Sie lachte mit feuchten Lippen und legte den Kopf in den Nacken. Er küßte sie stürmisch auf den dargebotenen Hals. Sie schwankte ein wenig, riß ihn mit, und umklammert taumelten sie bis gegen die Füße der ungeheuren Frau aus Marmor, die sich erdolchte.

„Meine Gondel wartet,“ erklärte sie darauf, und führte ihn an der Hand durch die Reihe der Kabinette, mit langen, elastischen Schritten, sachte und zufrieden. Sie fügte hinzu:

„Als Sie heute so wütend für die Rechte der Seele fochten, da wußte ich genau, wie es mit Ihrem Fleische stand.“

Und am Ausgang:

„Und bedenken Sie, wie wir ungewöhnlich glücklich sind. Denn bei all dem Liebesgeflüster, wovon es zwischen den olivengrünen Wänden heute den ganzen Nachmittag geschwirrt hat, ist wahrscheinlich weiter nichts herausgekommen, als unsere Nacht.“

Im Kanal bemerkte sie, wie die Dolansche Gondel um die Ecke verschwand.

Mortœil war mitgefahren. Der Alte faß, aus Furcht vor der Feuchtigkeit des Abends, unter dem

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