Page:H.M. Minerva.djvu/96

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„Nehmen wir einmal an, unsere Wartezeit sei zu Ende.“

„Schon? Aber das wäre ja unanständig. Ich schmachte erst vierzehn Tage, wissen Sie. Und dann habe ich nichts anzubieten zum Zerbrechen und Zerschmelzen. In einer Brust, die Sie lieben, beanspruchen Sie Diamanten und Eisklötze.“

„Ich hatte das gerade in einem alten Buche gesunden. Schließlich thue ich es auch ohne das.“

„Wirklich? Und begnügen sich bei der Brust, die Sie lieben, mit der Außenseite? Einerlei, wir sollten den sonderbaren Zustand der Enthaltsamkeit nicht so schnell aufgeben. Ich kannte ihn noch nicht, kaum habe ich ihn gekostet, — und wer weiß, ob er wiederkommt. Sie sehen mich wehmütig.“

„Aber ich bitte Sie um Glück.“

„Belieben Sie zu bemerken, daß mcht ich die Fordernde bin. Ich gewähre.“

Sie erhob ihre schimmernd weiße Hand bis an ihr rosiges Gesicht und reichte sie ihm, in einem großen Bogen. Er fand ihre Gebärde königlich. Er beugte, im Blute erschüttert, ein Knie und senkte seine Lippen auf ihre blitzenden Fingernägel. Plötzlich überkam ihn das Bedürfnis, zu prahlen und seine Männlichkeit zu beleuchten. Er deutete in den Saal hinein, wo die Bacchanale und reifen Liebesfeste im Abendstrahl aufschäumten.

„Ich denke,“ sagte Jakobus, „Sie werden bei mir etwas mehr suchen als die einzige Nacht, die Sie jedem gewähren. Sie wissen, wer ich bin, und daß wir das

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