Page:H.M. Minerva.djvu/78

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„Ah bah! In einer Brust, die ich liebe, will ich harte Diamanten brechen und Eisklötze zum Schmelzen bringen. An ihren weichen Hügeln, um die jeder seine Hände legen kann, liegt mir so wenig wie an einer Leiche.“

Dabei richtete er auf Lady Olympia einen erbitterten Blick.

„Das klingt gewaltsam, mein Lieber,“ meinte die Herzogin. „Warum thun Sie sich Zwang an?“

Siebelind, auf den niemand hörte, versicherte einem nach dem andern, mit störrischer und vergrämter Miene, auch die Kunst müsse frei werden vom Fleische. Es genüge nicht, daß sie Seele habe: die Seele solle mystisch sein, die Sinne kasteit und die Formen unterdrückt. Die Frauen maßen ihn kalt und rümpften die Nasen. Er zog unvermutet aus der Tasche ein bronzenes Figürchen, eine Badende, von einem Delphin in die Wade gebissen. Ihr vom Schreck geschlagener Körper warf große Fleischfalten. Dolan drehte sie lüstern zwischen den Fingern.

„In den Vertiefungen liegt verstaubt die alte künstliche Patina,“ erklärte er. „Aber die Flächen haben sich längst mit wundervollem, natürlichen Grün überzogen … Woher haben Sie das?“ fragte er übelwollend.

„Mein Geheimnis,“ erwiderte Siebelind, und bot die Statuette der Herzogin dar. Sie dankte ihm.

„Reden Sie was Sie wollen. Durch solch einen Fund stimmen Sie uns immer wieder zu Ihren Gunsten.“

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