Page:H.M. Minerva.djvu/76

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.


Sie dachte an die blaugrünen Mauern mit den von Lorbeer umraschelten Löwen und lächelte, ganz erfrischt und heiter.

„Ich habe gesehen, wie Löwen, die sich mit Ruhm bedeckt hatten, gelangweilt gähnten, indes Löwinnen vorbeifuhren, brüllend vor Schmerz und Begierde.“

Lady Olympia blinzelte nach Mortœil hinüber; sie versetzte träge und friedevoll:

„Was wollen Sie? Auch Löwen ermüden.“

 

II

 

Im Kunstkabinett, am Rande der toten Lagune, und nur durch eine Thür getrennt vom Saal der Venus, unterhielt man sich von Liebe. Die Herzogin und San Bacco gaben Jakobus recht. Siebelind widersprach ihm gereizt. Der alte Dolan grinste faltig. Mortœil und Clelia sahen sich an und zuckten die Achseln, Lady Olympia that nicht einmal das. Properzias Blick brütete heiß und unbeirrbar auf dem Gesicht ihres Geliebten.

Dem Gespräche lauschten, von der Höhe ihrer Sockel und vor dem Wandbezug aus olivengrüner, gefältelter Seide, Florentinerinnen mit gedankenfeinen Stirnen und junge, träumerische Heidinnen. Sie waren mildweiß; von goldenen Kettchen hing ihnen über der Nasenwurzel eine Gemme. Ihre Stirnen waren gewölbt und ihr Haar wie Schleier zusammen-

60