Page:H.M. Minerva.djvu/74

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Die Ruderschläge klappten unter den Brücken. Ihre Bogen überspannten schlank und schnell den engen Wasserpfad, und es nickten Büsche von einem Ufer zum andern. Sie nickten über die blaugrün beschatteten Mauern von Gärten in blaugrünem Licht, zwischen steilen, schmalen Palästen, blaugrün übergossen; Garten mit unbewegten Wipfeln, ohne Vogelgesang und lauschend auf Brunnen, die nicht plätscherten. Der Ruf eines Gondoliers schallte herüber aus der Ferne, aus entlegenen Kanälen, wo die unbekannten Gondeln ihren dunkeln Weg befuhren, ihren glücklichen oder ernsten. Properzia horchte, irren Blickes. „Dort gleiten sie hin,“ sann sie, „Maurice und die Frau, die er heute liebt. Sie liegen weich in einander gebettet … Sähe ich ihn lieber sterben!“

Die Gärten waren nun erstickt von turmhohen Steinkästen, durch Kohlen geschwärzt, und triefend von Moder. Sie hatten kleine, hochgelegene Öffnungen und Thüren ohne Brustwehr. Im Widerschein ihrer Lichter breitete sich über das Wasser worin sie badeten, eine buntgefleckte, ölig schillernde Haut. In den Spelunken schrieen die Trinker rauh, und schrill die Mädchen. Ein Guitarrenklang rollte unter dem Lärm hervor, wie eine kleine, nasse Perle. Eine Vettel mit bloßen Brüsten hing aus einem Fenster, unter den Sternen. Properzia sagte:

„Wir rudern vorüber, und niemand belästigt uns. Hier trat ehemals der Trunkene, dem eines der Weiber ihr Schlafgemach öffnete, ins Leere und verschwand in diesem zähen Wasser. Ich wollte, ich wäre das Weib

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