Page:H.M. Minerva.djvu/327

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Sie lehnte im Bogen der Loggia, als der Wagen den Hang hinabschleifte. Nino sah sie erst bis zur Hüfte, dann, zwischen den Rosen, ihr Haupt, — und endlich nur noch die Hand, die, höher als die Stirn, zwischen zwei Ranken hing. Er schaute unermüdlich rückwärts, die Brust geschwellt von Schluchzen.

„Es kommt nun nichts mehr; ich habe weiter nichts zu erwarten.“

Aber unversehens teilten sich in der Hohe die Laubwellen; die geheimnisvollen Stufen traten heraus, schimmernd im Licht einer Krone, die sich senkte auf des Knaben Liebe.

„Yolla!“

Dort stand sie, hoch, still, im hellen Kleide und mit schwarzem Haar, auf der weißen Treppe, der winkenden und nur vom rauschenden Grün in die Luft gehaltenen, — und sie sollte dort stehen bleiben, er versprach es sich, sein Leben lang, als das Märchen, zu schön um ertragen zu werden, aber unverlierbar.

∗             ∗

Gina schrieb, sie seien angekommen; Nino hatte seinen Namen hinzugesetzt. Darauf kehrte die Herzogin nach Venedig zurück. Es war Nacht, als sie zu Hause ankam, sie schickte sofort nach ihrem Geliebten. Ihr Ruf folgte ihm überall hin, wo er im Laufe des Abends vorübergekommen war: ins Restaurant, an den Spieltisch des Klubs, in die Loge einer Tänzerin, in das Rauchzimmer eines Freundes. Er drehte das Papier zwischen den Fingern, bleich, den gesammelten,

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