Page:H.M. Minerva.djvu/328

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tief beschäftigten Blick auf einer Kerzenflamme. Man fragte:

„Hat Ihr Bankier die Flucht ergriffen?“

Er ging, nnd fugte sich, feierlich klopfenden Herzens:

„Ich soll die Herzogin von Assy besitzen: das ist etwas Neues! Diese Frau, nach deren Sinn und Schicksal ich mein Leben eingerichtet habe seit sieben Jahren, — die mich geformt, mich zum Mann gemacht hat und zum Könner, — die ich immer begehrt und nie mit Festigkeit erhofft habe…“

Auf der Wanderung durch ihre schwach erhellten Säle blieb er, mitten im Triumph, eine Sekunde lang stehen, mit gesenkter Stirn.

„Wäre es nötig?“ fragte er sich, für ihn selbst fast unhörbar.

Aber der Zweifel entwich weit zurück in die Nacht, als er die Thür öffnete zum glänzenden Saal der Venus. Von Decke und von Wänden, aus den schweren Bildern eines keuchenden Glücks, brach es, verfleischt und mit Getaumel, über hn herein. Ruhend mitten darunter erblickte er die Herzogin: die Göttin selbst, — und ihre Arme waren ihm offen.

In wenigen Augenblicken vergaß sie die Keuschheit ihres ganzen Lebens.

Hinterher betrachtete er sie freier, mit gelassener Männlichkeit, und aus dem spöttischen Hintergrunde des Siegers und des Angelangten.

„Gleichviel: ich bin recht hoch geklommen. Lona Sbrigati, all die andern, Clelia — und die

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