Page:H.M. Minerva.djvu/285

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ein Gelüste zu nach dem Knaben,“ sagte er laut und vernehmlich zu Jakobus, der vorüberging. Der Maler blieb stehen. Siebelind faßte sich.

„Er hat früher ganz dasselbe bei dem alten San Bacco vorausgesetzt, müssen Sie wissen. Übrigens nehme ich es auf mich — auch das. Ich schwelge zur Zeit in Selbsterniedrigung, versichere ich Sie … Das wundert Sie wohl. Ich habe heute mehrmals erklärt, ich sei sehr eitel. Ja, mein Bester, das war nun die Eitelkeit eines, der vom Kultus seines verachteten Selbst ganz wund und ausgehöhlt, sich selber glauben machen möchte, er hafte an Weltlichkeiten. Sobald er echt fühlt, ist ihm die Meinung der unwissenden Glücklichen nicht einmal gleichgültig, — es ist ihm sogar zuwider, wenn sie irrtümlicherweise etwas Gutes von ihm halten. Aber er lärmt sich in eine Sucht hinein nach Zutunlichkeit und warmen Händedrücken, und schminkt sich, um einmal die eigene elende Klarsichtigkeit loszuwerden, eine hysterische Eitelkeit an…“

Auf einmal brach er ab. Jakobus’ Atem ward immer kürzer „Der sieht ja aus, als wollte er über mich herfallen,“ dachte Siebelind. Jakobus fagte aber sehr kalt:

„Fällt es Ihnen denn nicht auf, daß Sie von sich selber niemals loskommen? Als Sie im Glück waren, haben Sie darin herumgewühlt, bis es entzwei ging. Jetzt befinden Sie sich schlecht, und Sie rächen sich durch 'Entblößung aller Ihrer Widerwärtigkeiten. Sie sind tief, o ja, Sie bohren immer bis in übelriechende Tiefen hinunter, und zwar immer in Ihrem

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