Page:H.M. Minerva.djvu/283

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Er schlich an San Bacco vorbei.

„Nun also, — ich kann deinen Blick nicht ertragen … Muß ich das Auge auch vor dir niederschlagen, mein kleiner Freund ? Sieh da, du bemerkst mich gar nicht; die Frau Herzogin ist auch gar zu schön, wer könnte da ruhig bleiben. Du bist ein schlankes Schiff, fahrtbereit und mit nichts als Hoffnungen beladen — und ich zum Wrack geworden vor der Abreise: aber wir spüren denselben schwülen Wind auf unsern Flanken, wie?“

Er war dicht bei Nino. Er suchte nach etwas Wehmütigem; schließlich raunte er:

„Gottvolles Weib, was Verehrtester? Ja ja, als ich noch jung und schön war…“

Nino schrak auf und sah ihm ins Gesicht. Ein Ekel, jäh und angstvoll, faßte ihn an. Er hastete, drängte vorbei, bebend und beinahe flehend.

„Nein! Ich will nicht!“

Siebelind schaute ihm nach, mit Genugtuung.

„Das war ein gehöriger Ausbruch deiner ganzen Seele, mein kleiner Freund. So entsetzlich wäre ich dir nicht, wenn du recht gesund wärest. Aber so steht es mit dir: ein ausschweifender Wille, Begierden die die Welt umarmen, in einem unzulänglichen Körper. Und so sind sie alle! Alle sind so, die heute dem Leben recht geben und seiner Gewalt!

„Wer sind deine Brüder, Nino? Ein Monarch voll zehrender Sucht, Länder zu zerstampfen und Meere zu peitschen: er reibt sich in tiefem Frieden seine skrophulosen Gliedmaßen, die leicht kalt werden. Der

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